Von der "Deportation" zur "Transplantation": Wie Luxemburg das historische Vokabular des Zweiten Weltkriegs überarbeitet

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Der luxemburgische Premierminister Luc Frieden hat auf eine parlamentarische Anfrage des Abgeordneten André Bauler hin eine Klarstellung zur Änderung der Terminologie im Zusammenhang mit dem Gedenken an den Zweiten Weltkrieg vorgenommen. Im Mittelpunkt steht das Wort "Deportation", das nach den neuen Empfehlungen durch den Begriff "Transplantation" ersetzt werden könnte, um die Art der Zwangsumsiedlung der Luxemburger während der deutschen Besatzung besser wiederzugeben.
Das Thema wurde vom Komitee für die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg (Comité pour la mémoire de la Deuxième Guerre mondiale, CM2GM) im Rahmen der Vorbereitung einer offiziellen Broschüre erörtert, die im Jahr 2020 vorgestellt wurde. Dieses Dokument wurde mit drei wichtigen Gedenkgruppen abgestimmt: der Résistance, der Zwangsmobilisierung und den Opfern des Holocaust.
На странице 23 брошюры говорится: "Traditionell wird die Ëmsiidlung in Luxemburg als 'Abschiebung' bezeichnet. Um den Unterschied zur Deportation in Konzentrations- und Vernichtungslager deutlich zu machen, würden wir heute stattdessen den Begriff 'Transplantation' verwenden."
Mit anderen Worten, diese lexikalische Unterscheidung soll eine Verwechslung zwischen der Zwangsumsiedlung von Familien (Ëmsiidlung/Umsiedlung) und der Verbringung von Menschen in Todeslager vermeiden.
Nach den allgemeinen Proteststreiks vom September 1942 in Luxemburg begannen die Besatzungsbehörden mit der Zwangsumsiedlung von Familien, die als "unzuverlässig" galten. Etwa 4.000 Luxemburger wurden in die östlichen Teile Deutschlands gebracht - in Lager wie Leubus, Boberstein und Metzenhausen. Ihr Eigentum wurde beschlagnahmt. Gleichzeitig wurden im Rahmen der Germanisierungspolitik etwa 1.300 Ansiedler aus Südtirol, Bosnien und der Bukowina an ihrer Stelle angesiedelt.
Interessanterweise stellt sich das Problem der Terminologie, so der Premierminister, vor allem in den französischsprachigen Veröffentlichungen. In der deutschen und luxemburgischen Fassung bleiben "Umsiedlung" und "Ëmsiidlung" historisch korrekt und wecken keine Assoziationen mit dem Holocaust. Daher wird aus Gründen der Klarheit vorgeschlagen, in offiziellen Veröffentlichungen in französischer Sprache "Transplantation" als neutralere Definition zu verwenden.
Die luxemburgische Regierung verwendet in ihrer offiziellen Rhetorik weiterhin den Begriff "Deportation" (Ëmsiidlung), erkennt aber die Bedeutung einer sprachlichen Klarstellung an. Gleichzeitig wird der Staat, wie Luc Frieden betonte, die wissenschaftliche und redaktionelle Autonomie seiner Partner respektieren, auch im Rahmen von aus dem Haushalt finanzierten Projekten. Dennoch werden alle diese Partner über die Empfehlungen des CM2GM-Ausschusses informiert.