Ist Luxemburg von der durch Zecken übertragenen Enzephalitis bedroht?

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Zecken sind unauffällige Bewohner von Wäldern, Gärten und Wiesen, die gefährliche Krankheiten übertragen können. Die bekannteste ist die Borreliose, aber zunehmend rückt auch die durch Zecken übertragene Enzephalitis (MEVE), eine virale Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute, in den Fokus. Im Jahr 2023 wurden in Deutschland, insbesondere in den an Luxemburg angrenzenden Regionen Saar und Rheinland-Pfalz, 600 Krankenhausaufenthalte und 9 Todesfälle verzeichnet.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden seit 2019, als MEVE zu einer meldepflichtigen Krankheit wurde, keine lokalen Infektionen mehr gemeldet. Die einzige Person, die im Jahr 2023 erkrankte, infizierte sich auf einer Reise nach Osteuropa.
Warum meidet das Virus das Land? Zum einen haben sich die Überträger - die Zecken Ixodes ricinus - obwohl sie in Luxemburg leben, noch nicht mit dem Virus infiziert. Zweitens sind, wie der Zoologe Alexander Weigand vom Nationalmuseum für Naturgeschichte erklärt, infizierte Zwischenwirte wie Nagetiere nicht ins Land gekommen. Die Mosel stellt eine geografische Barriere dar, die die Migration einschränkt.
Das Eindringen von Viren ist jedoch nicht auszuschließen. "Der erste Fall wird unweigerlich eintreten, es ist nur eine Frage des Zeitpunkts", sagt Weigand. Das Wichtigste ist, sicherzustellen, dass es kein Infektionszentrum gibt, in dem das Virus Fuß fassen und sich über die Zeckenpopulation vermehren kann.
Seit April 2025 werden im Rahmen des europäischen Projekts OH4Surveillance einmal im Monat an 41 Standorten in Luxemburg Zecken gesammelt, um Temperatur, Feuchtigkeit und Struktur der Umgebung zu untersuchen. Mehr als 1.200 Individuen wurden bereits gefangen. Laut der Virologin Judith Hübschen vom LIH werden die Tests auf Viren und Bakterien, einschließlich MEVE, noch in diesem Jahr beginnen.
Die Forscher wollen eine geografische und saisonale Risikokarte erstellen, um vorherzusagen, wo und wann ein infizierter Zeckenstich am wahrscheinlichsten ist. So kann die Bevölkerung schnell gewarnt werden, und es können Maßnahmen ergriffen werden, wenn das Virus auftritt.
Seit 2016 führt das Gesundheitsministerium regelmäßig Kampagnen über die Risiken von Zeckenbissen durch - über soziale Medien und Außenwerbung. Außerdem sind neue Seminare geplant, unter anderem im CHL. Im vergangenen Jahr wurden 12 Fälle von Borreliose registriert, und im April wurde eine neue Studie zur Immunantwort auf Bisse gestartet.
Wissenschaftler warnen: Auch wenn MEVE noch nicht nach Luxemburg vorgedrungen ist, bergen Zecken viele andere Gefahren und sollten ernst genommen werden.