Wer zahlt für das luxemburgische Gesundheitsdefizit?

Getty Images
Das luxemburgische Gesundheitssystem befindet sich in einer besorgniserregenden Krise: Die nationale Krankenkasse (CNS) gerät immer tiefer in ein Defizit, das bereits 2025 132,6 Millionen Euro erreichen könnte. Der vierköpfige Ausschuss schätzt, dass dies 16,5 Prozent der jährlichen Ausgaben ausmachen wird - ein Wert, der die Stabilität des gesamten Systems gefährdet. Die CNS-Reserven könnten, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden, bereits 2027 unter das gesetzliche Minimum fallen.
Vor diesem Hintergrund hat die luxemburgische Vereinigung der Ärzte und Zahnärzte (AMMD) eine deutliche Erklärung abgegeben, in der sie den Behörden vorwirft, die Verantwortung auf Ärzte und Patienten abwälzen zu wollen. Die Ärzte bestehen darauf, dass weder sie noch ihre Patienten für den Mangel verantwortlich sind und ihn nicht ausgleichen müssen.
In ihrer Pressemitteilung weist die AMMD auf strukturelle Probleme im CNS selbst hin, darunter steigende Verwaltungskosten und mangelnde Einigkeit bei der Verwaltung des Fonds, bei dem 40 Prozent der Stimmen dem Staat und jeweils 30 Prozent den Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer gehören. Der Verband betont, dass die Interessen dieser Parteien oft diametral entgegengesetzt sind, so dass es schwierig ist, systemische Lösungen zu erwarten.
Die Ärzte zeigten sich auch unzufrieden mit dem Ausbleiben von Fortschritten bei seit langem versprochenen Reformen, einschließlich eines mit der Ärztekammer erarbeiteten Gesetzentwurfs, der neue Formen der medizinischen Praxis, insbesondere ambulante Diagnostik und kleine Operationen, legalisieren könnte. Ein solcher Ansatz hätte nach Ansicht der AMMD die Belastung der Krankenhäuser verringert und zur Kostendämpfung beigetragen. Doch das Projekt wurde zu Beginn der laufenden Legislaturperiode ohne Begründung zurückgezogen - und ist bis heute nicht wieder aufgegriffen worden.
Besonders kritisiert wurde auch das Krankenhausgesetz von 2018, das die AMMD als "schlecht" bezeichnete und dessen letzte Fassung von 2023 als "undurchführbar und in letzter Minute verabschiedet".
Die Ärzte warnen: Wenn ein konstruktiver Dialog mit der CNS nicht möglich ist, wird das Problem rein politisch. Und wenn die Regierung den Weg einschlägt, die Kosten für die Bürger einfach zu erhöhen, ist das nichts anderes als ein Versuch, Löcher auf Kosten der Bevölkerung zu stopfen und die Kurzsichtigkeit vergangener Entscheidungen zu verschleiern.
Gesundheitsministerin Martine Deprez bestätigte nach der Ausschusssitzung, dass die Situation "dringende Maßnahmen" erfordert. Eine Liste von Maßnahmen zur Wiederherstellung der finanziellen Nachhaltigkeit soll im Herbst 2025 vorgelegt werden.
In dieser Zeit erwarten die Ärzte nicht nur Zahlen, sondern einen Neustart des Gesundheitswesens mit Schwerpunkt auf der ambulanten Versorgung, einer vernünftigen Finanzierung und echten Reformen anstelle spontaner Entscheidungen auf Kosten der Qualität und Zugänglichkeit medizinischer Leistungen.