Ausgewogenes Verhältnis zwischen den Geschlechtern: Wie Frauen den EU-Kulturbereich erobert haben

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Neuen Eurostat-Daten zufolge war 2024 ein historisches Jahr für die Gleichstellung der Geschlechter im europäischen Kultursektor. Im Laufe des Jahrzehnts hat sich der Unterschied zwischen Männern und Frauen in diesem Bereich von 6,4 auf 0,8 Prozentpunkte verringert. Während im Jahr 2015 53,2 Prozent der Arbeitsplätze von Männern und 46,8 Prozent von Frauen besetzt waren, sind diese Zahlen im Jahr 2024 fast gleich: 50,4 Prozent für Männer und 49,6 Prozent für Frauen.
Zum ersten Mal seit Beginn der Beobachtungen (2011) gibt es in der Mehrheit der EU-Länder - 16 von 27 - mehr Frauen als Männer im Kulturbereich. Besonders deutlich ist dieser Vorteil in Lettland (+32,6 Prozentpunkte) und Estland (+24,2 Prozentpunkte). Im Gegensatz dazu haben Spanien und Italien immer noch einen Vorsprung von etwa 10 Prozent bei den Männern, während in Griechenland, Rumänien und Österreich der Unterschied fast verschwunden ist.
Hinter den Kulissen der numerischen Gleichheit lauern jedoch wirtschaftliche Ungleichheiten. Aus der Strukturellen Führungskräfteerhebung (SES) 2022 über das Lohnniveau geht hervor, dass 16,1 % der Frauen im Kultursektor als Niedriglohnempfängerinnen eingestuft werden (sie verdienen weniger als zwei Drittel des nationalen Medianstundenlohns). Bei den Männern liegt dieser Anteil bei 11,2 %. Die gleichen Trends sind für den gesamten EU-Arbeitsmarkt charakteristisch: 17,1 % der Frauen gegenüber 12,6 % der Männer.
Am stärksten ausgeprägt ist die Ungleichheit im Sektor Druck und Vervielfältigung von Medien: Hier sind 25,9 % der Frauen und 12,4 % der Männer Niedriglohnempfänger. Es folgt der Bereich der audiovisuellen Produktion, der Tonaufnahmen und des Musikverlagswesens, in dem 23,0 Prozent der Frauen und 15,1 Prozent der Männer zu den Geringverdienern gehören.
Die formale Präsenz von Frauen in der Kulturindustrie steht also nicht mehr in Frage. Ihre wirtschaftliche Position ist jedoch weiterhin gefährdet. Die wachsende Zahl von Frauen in der Branche ist ein Schritt nach vorn, aber der Weg zu voller sozialer und finanzieller Gerechtigkeit in der europäischen Kultur ist noch nicht abgeschlossen.