Der Gemeinde Wincrange fehlt das Geld für die Durchführung von Projekten

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Die Gemeinde Wincrange ist flächenmäßig die größte in Luxemburg, aber weit entfernt von der Einwohnerzahl. Dieses Ungleichgewicht schafft besondere Herausforderungen: Die Erwartungen der Bevölkerung sind mit denen der Stadt vergleichbar, aber die Ressourcen und der Umfang der Infrastruktur sind sehr unterschiedlich. In einem Interview am Dienstagmorgen sprach Bürgermeister Lucien Meyers über die Herausforderungen und Erfolge der Kommunalpolitik.
Das Hauptproblem ist die Finanzierung. Jetzt wird in der Gemeinde ein neues Bildungszentrum gebaut, das die Schule und das Maison relais vereinen soll. Die Kosten belaufen sich auf etwa 45 Millionen Euro, was den Jahreshaushalt von Wincrange übersteigt. Auch im Bereich der Gesundheitsversorgung gibt es Pläne: Es ist die Rede von einer Erweiterung des medizinischen Zentrums. Aufgrund der Entfernung zum nächstgelegenen Krankenhaus (in Ettelbrück) ist es jedoch schwierig, Fachärzte zu gewinnen.
Ein ebenso sensibles Thema ist die Wasserversorgung. Hier ist das Wasser teurer als in den Städten, weil die Infrastruktur 27 Dörfer und 90 kleine Gebäude im Grüngürtel, darunter auch Bauernhöfe, versorgen muss. "Ich unterstütze den Vorschlag des ehemaligen Abgeordneten Aly Kaes für einen einheitlichen Wassertarif im ganzen Land. Wir haben im Norden den größten Infrastrukturbedarf", betonte der Bürgermeister. Gleichzeitig räumte er ein, dass die Vorschrift, in jedem Dorf Kläranlagen zu bauen, aufgehoben wurde, was eine erhebliche Erleichterung bedeutet.
In anderen Bereichen verbessert sich die finanzielle Lage allmählich. So hat sich beispielsweise das System der Beiträge zum Beschäftigungsfonds geändert: Früher war Wincrange der größte Nettozahler (zwischen 700.000 und 3,5 Millionen Euro jährlich), jetzt zahlen alle Gemeinden gleich viel - 2 Prozent der eingenommenen Einkommensteuer. Meyers sieht dies als Ausdruck "echter Solidarität".
Ein wichtiges Thema für die Zukunft des Landes ist der Zusammenschluss von Gemeinden. Wincrange selbst wurde 1978 durch den Zusammenschluss von vier Gemeinden gegründet. Nach Ansicht des Bürgermeisters sind solche Prozesse heute schwieriger: Jede Gemeinde hat bereits ihre eigenen Schulen, Turnhallen oder Schwimmbäder, und die lokalen Identitäten werden nur noch stärker. "Damit eine Vereinigung möglich ist, müssen wir gemeinsame Projekte schaffen. Nur so kann sich eine gemeinsame Identität herausbilden", meint er.
Auch wenn finanzielle Anreize vom Staat hilfreich sein könnten, ist Meyers der Meinung, dass die Hauptmotivation nicht im Geld liegt, sondern im Sinn eines gemeinsamen Ziels, das die Bewohner selbst der größten und uneinheitlichsten Kommune vereinen kann.