Die Menschen in der EU arbeiten länger, aber nicht alle von ihnen

LinkedIn Sales Solutions
Laut Eurostat liegt die Lebenserwartung eines 15-jährigen Europäers im Jahr 2024 bei 37,2 Jahren - 2,4 Jahre mehr als noch vor zehn Jahren. Hinter diesem Durchschnittswert verbergen sich jedoch große Unterschiede zwischen den Ländern. In den Niederlanden liegt sie bei rekordverdächtigen 43,8 Jahren, gefolgt von Schweden (43,0) und Dänemark (42,5). Die Schlusslichter der Rangliste sind Rumänien (32,7 Jahre), Italien (32,8) sowie Bulgarien, Griechenland und Kroatien (jeweils 34,8).
Das geschlechtsspezifische Gefälle bei der Lebensarbeitszeit ist nach wie vor spürbar: Männer arbeiten im Durchschnitt 39,2 Jahre, Frauen 35,0 Jahre. Darüber hinaus weisen Frauen in Estland (42,2 Jahre), Schweden (42,0) und den Niederlanden (41,8) Indikatoren auf, die mit denen der Männer vergleichbar sind. In Italien hingegen arbeiten Frauen nur 28,2 Jahre, in Rumänien 29,2 Jahre und in Griechenland 31,1 Jahre. Diese Unterschiede weisen nicht nur auf Chancenungleichheiten hin, sondern auch auf strukturelle Merkmale der Arbeitsmärkte und die Rolle der Frauen in der Gesellschaft.
Die Berechnungsmethode basiert auf demografischen Daten und dem Anteil der Beschäftigten und Arbeitslosen in jedem Alterssegment. Der Indikator spiegelt also keine kontinuierliche Karriere wider, sondern vermittelt eine allgemeine Vorstellung davon, wie viele Jahre eine durchschnittliche Person im Berufsleben verbringt.
Langfristig steigt die Lebenserwartung im Erwerbsleben in der EU aufgrund des späteren Eintritts in den Ruhestand und der zunehmenden Beschäftigung von Frauen. Dieses Wachstum könnte jedoch in Zukunft begrenzt sein: Die demografische Alterung, die Automatisierung der Arbeit und prekäre Beschäftigungsformen (einschließlich Freiberuflichkeit und Zeitverträge) könnten diesen Trend verändern.
Der Indikator hat auch politische Bedeutung: Er wird bei der Berechnung der Nachhaltigkeit der Rentensysteme, bei der Festlegung des Rentenalters und bei der Gestaltung von Arbeitsmarktmaßnahmen berücksichtigt. Er entwickelt sich zu einem wichtigen Indikator nicht nur für die Wirtschaftstätigkeit, sondern auch für die soziale Nachhaltigkeit im Allgemeinen.