"Keine einzige gute Nacht": Anwohner des Gare-Viertels fordern Maßnahmen von der Stadt Luxemburg

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Ein in dieser Woche veröffentlichter offener Brief war ein emotionaler und beunruhigender Aufruf zum Handeln: Anwohner und Unternehmen im Luxemburger Gare-Viertel fordern von den Behörden dringende Maßnahmen, um die wachsende Instabilität zu bekämpfen. Der Appell richtet sich an Bürgermeisterin Lydie Polfer und die Mitglieder des Gemeinderats.
Der Verfasser des Briefes, Marc Welter, der seit 1989 am Place de Paris wohnt und ein Geschäft betreibt, spricht von einer tiefen Müdigkeit und Wut über das wachsende Gefühl der Unsicherheit und die ständigen Störungen.
"Das Viertel, das ich kenne und liebe, ist von Unordnung, Kriminalität und Angst geprägt", heißt es in dem Text.
Tagsüber sind die Straßen voll mit Essenslieferanten, die öffentliche Bänke, Parkplätze und Veloh-Stationen besetzen. Sie fahren ohne Regeln und lassen Müll zurück: Pakete, Dosen, Flaschen. Die Fußgänger fühlen sich nicht sicher und das Erscheinungsbild der Straßen wird immer mehr verwahrlost.
Nach Einbruch der Dunkelheit, so schreibt der Autor, verwandelt sich der Platz in ein Epizentrum des Drogenhandels. Dealer, Drogenabhängige, lärmende Firmen, Streit, Geschrei, Schlägereien, ständige Zwischenfälle - all das ist zur "neuen Norm" geworden. Hauseingänge werden als Toiletten benutzt, Spritzen und Flaschen liegen auf der Straße. Es gibt keine einzige ruhige Nacht mehr, wird in dem Schreiben betont.
Trotz zahlreicher Beschwerden ändert sich nichts. Die Polizeipräsenz ist minimal, und wenn eine Streife auftaucht, verschwinden die Dealer einfach - und kehren zurück, sobald sie weg sind. Dies führt zu Verzweiflung und radikalen Gedanken: Der Autor stellt die rhetorische Frage, ob die Bewohner nun ihre eigenen Patrouillen und "Milizen" zum Schutz ihrer Straßen gründen sollten.
"Das ist keine Emotion, sondern ein Schrei nach Hilfe. Wir können es nicht mehr alleine schaffen", betont der Autor.
Das Schreiben endet mit einer Liste spezifischer und dringender Anforderungen:
- Ständige Polizeipräsenz - zu Fuß und rund um die Uhr
- Gezielte Razzien zur Zerschlagung von Drogenumschlagplätzen und illegalen Hausbesetzungen
- Eine echte "Null-Toleranz"-Politik gegenüber antisozialem Verhalten
- Koordinierung zwischen der Stadt, der Polizei, den Ministerien und dem Justizwesen
Der Autor lädt die Beamten ein, eine Nacht in der Nachbarschaft von Gare zu verbringen, um sich selbst ein Bild von der Schwere der Situation zu machen. Er betont, dass es sich nicht um eine Beschwerde handelt, sondern um ein systemisches Problem, das das Vertrauen in die Behörden untergräbt.
Die Veröffentlichung des Briefes auf LinkedIn stieß auf ein reges Echo: Dutzende von Likes und Kommentaren. Dies unterstreicht, dass das Problem nicht nur eine Person betrifft, sondern eine ganze Gemeinschaft.
Die Behörden haben sich bisher nicht öffentlich zu dieser Angelegenheit geäußert. Wir werden die Entwicklung der Situation weiter verfolgen.