Mädchen und digitale Kreativität: Wie Teenager in der EU die Technologie für sich entdecken

Matheus Ferrero, Unsplash
Anlässlich des Girls in ICT Day (24. April) hat Eurostat eine Analyse der digitalen Fähigkeiten von Mädchen im Alter von 16 bis 19 Jahren in Europa veröffentlicht. Die Ergebnisse für das Jahr 2023 zeigen einen überraschenden Trend: Mädchen verfügen mit größerer Wahrscheinlichkeit als die allgemeine erwachsene Bevölkerung über fortgeschrittene digitale Fähigkeiten, insbesondere in den Bereichen Kreativität und Multimedia.
Im Einzelnen kopierten oder verschoben 78,6 % der Mädchen Dateien zwischen Ordnern, Geräten oder in der Cloud, 73,4 % verwendeten Texteditoren und 67,7 % erstellten Multimediadateien, die Text, Bilder, Tabellen, Grafiken, Animationen oder Sound kombinierten. 60,8 % bearbeiteten Fotos, Videos oder Audiodateien.
47,3 % beherrschen Tabellenkalkulationen, und fast jedes fünfte Mädchen - 22,4 % - nutzte darin fortgeschrittene Funktionen zur Analyse und Strukturierung von Daten. Aber wenn es um das Programmieren geht, sinkt der Anteil drastisch: nur 9,9 % der Mädchen schrieben Code in einer Programmiersprache, während es bei den Jungen fast doppelt so viele waren - 19,7 %.
Dieses geschlechtsspezifische Gefälle bei der Programmplanung wurde in 24 der 26 EU-Länder, die Daten vorgelegt haben, festgestellt. Die größten Unterschiede wurden in Österreich (26,5 Prozentpunkte), Kroatien (19,6 Prozentpunkte) und Belgien (18,2 Prozentpunkte) festgestellt. Ausnahmen waren Litauen und Griechenland, wo die Zahl der Programmiererinnen um 3,7 bzw. 2,8 Prozentpunkte höher war als die der Programmierer.
Und bei vier Schlüsselaktivitäten - Foto-/Videobearbeitung, Textverarbeitung, Erstellung komplexer Dateien und Dateiverwaltung - übertrafen die Mädchen sogar ihre männlichen Kollegen.
Diese Daten verdeutlichen eine der paradoxen Seiten der digitalen Kluft: Mädchen sind aktiv an der kreativen Nutzung der Technologie beteiligt, sind aber im technischen Kernbereich - der Programmierung und Entwicklung - immer noch weniger vertreten. Dies deutet auf die Notwendigkeit gezielter Programme hin, um Mädchen für MINT-Fähigkeiten zu begeistern, sowie auf ein Überdenken der IKT-Bildungsstrategien.