OGBL beschuldigt Regierung, Arbeitnehmerrechte anzugreifen

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Die sozialen Spannungen in Luxemburg nehmen zu: Nach der Rede von Premierminister Luc Frieden zur Lage der Nation sprachen die Gewerkschaften von einem "Bruch mit der Tradition" und riefen für den 28. Juni zu einem Massenprotest auf.
Die Präsidentin des Unabhängigen Gewerkschaftsbundes Luxemburgs (OGBL), Nora Back, bezeichnete die Rede des Premierministers in einem Interview mit RTL als enttäuschend und zeigte sich besorgt darüber, dass die Regierung die Gewerkschaften nicht mehr als gleichberechtigte Partner betrachtet.
Eine zentrale Behauptung ist die Aushöhlung des Tripartismus, eines für Luxemburg historisch wichtigen Mechanismus, bei dem Staat, Arbeitgeber und Gewerkschaften gemeinsam die Sozialpolitik gestalten. Back zufolge ist die Aussage von Frieden, dass "Dialog nicht unbedingt gemeinsame Entscheidungsfindung bedeutet", eine Absage an echte Verhandlungen und gleichberechtigte Beteiligung.
Besonders verärgert waren die Gewerkschaften über die Äußerungen des Ministerpräsidenten, den Sonntag als arbeitsfreien Tag beizubehalten. Beck hält diese Äußerungen für manipulativ, da die Regierung eine Ausweitung der Sonntagsarbeit unter Umgehung der tarifvertraglichen Verpflichtungen plant.
"Es wird keine wirkliche Freiheit geben, die Arbeit am Sonntag zu verweigern - der Druck auf die Arbeitnehmer ist zu groß", betont Beck. Die neue Regelung mache die Sonntagsarbeit zur Norm und zerstöre den Status des Tages als Zeit der Ruhe und Erholung.
Die OGBL ist auch besorgt über das Fehlen von Garantien zur Wahrung des ausschließlichen Rechts der Gewerkschaften, Tarifverträge zu unterzeichnen. Beck zufolge wiederholte die Rede des Premierministers lediglich die vagen Versprechen, die Arbeitsminister Georges Mischo vor sieben Monaten gemacht hatte. Konkrete Schritte gab es nicht.
Dies gefährdet nach Ansicht der Gewerkschaft den Einfluss und die Macht der Arbeitnehmervertreter, insbesondere in Schlüsselsektoren.
Nicht minder interessiert waren die Gewerkschaften an Aussagen zur Zukunft des Rentensystems. Zum ersten Mal räumte Luc Frieden offen ein, dass die Menschen in Zukunft länger arbeiten müssen, um eine volle Rente zu erhalten. Dies, so Nora Back, überschreite eine rote Linie - insbesondere für die jüngeren Generationen.
Darüber hinaus bezeichnete sie den Ansatz der Regierung zur Unterstützung der Armen als eine Ersetzung von Konzepten: Anstelle von strukturellen Lösungen handele es sich um eine weitere Form der Sozialhilfe, die lediglich das Fehlen echter Reformen verschleiere.
Nora Back rief für den 28. Juni zu einer landesweiten Mobilisierung auf und bekräftigte, dass die OGBL weiterhin mit der anderen großen Gewerkschaft des Landes, der LCGB, zusammenarbeiten wird. Dabei geht es nicht nur um die Verteidigung der bestehenden Rechte, sondern auch darum, die Demontage eines Sozialmodells zu verhindern, das seit Jahrzehnten für Stabilität und Fairness im luxemburgischen Arbeitsleben sorgt.