Rentenreform: Luxemburger Gewerkschaften boykottieren "Experten"-Konsultation

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"So lautete der neutrale Titel der ersten Sitzung der Konsultation zur Reform des luxemburgischen Rentensystems. Doch hinter der Fassade der Diskussionen verbirgt sich nach Ansicht der Gewerkschaften ein politisch inszeniertes Theaterstück, bei dem die Rollen bereits verteilt sind und das Finale schon vorher feststeht.
Obwohl die Ministerin für Gesundheit und sozialen Schutz, Martine Deprez, bereits erklärt hat, dass sie nicht die Absicht hat, das Renteneintrittsalter anzutasten, wurde dieses Thema nun in den Vordergrund gerückt. Ein Unfall? Oder eine gut geplante Wendung, wie die drei größten Gewerkschaften des Landes - OGBL, LCGB und CGFP - meinen.
Die Gewerkschaften schlagen Alarm: Anstelle eines ehrlichen sozialen Dialogs wird eine Plattform geschaffen, auf der vorselektierte Experten auf eine Stufe mit den Organisationen gestellt werden, die in der Vergangenheit das Rentensystem gemeinsam mit dem Staat betrieben haben. Das traditionelle luxemburgische Modell der Sozialpartnerschaft wird damit ausgehöhlt.
Dies ist besonders kritisch, da das Rentensystem des Landes genau auf den Grundsätzen der bilateralen Verwaltung aufgebaut wurde - durch Vertreter von Arbeitnehmern und Arbeitgebern, die in die Kammern für Arbeitnehmer und Beamte gewählt wurden.
Die Gewerkschaften werfen der Regierung vor, wichtige Vertreter der Sozialpartner absichtlich auszuschließen und zu versuchen, deren Einfluss zu marginalisieren.
Bezeichnenderweise ignorierte das Ministerium den gemeinsamen Analysebericht der Gewerkschaften vom Oktober 2024, der belegt, dass die Anhebung des Rentenalters die Nachhaltigkeit des Systems nicht garantiert. Diese Schlussfolgerung wurde auch durch den technischen Bericht der IGSS (2022) bestätigt.
Fragwürdig ist auch, dass die Auswahl der Themen für die Expertentreffen angeblich auf den Ergebnissen der öffentlichen Plattform "Schwätz mat" beruht, bei der, wie die Gewerkschaften erinnern, fast die Hälfte der Befragten gewerkschaftliche Positionen unterstützten - dennoch wurde keines dieser Themen auf die Tagesordnung gesetzt.
Die Behauptung in der Regierungsmitteilung, dass Arbeiten bis ins hohe Alter angeblich gut für die Gesundheit ist, hat besondere Resonanz hervorgerufen. Die Gewerkschaften sprechen von Manipulation und dem Versuch, der Öffentlichkeit ein ideologisches Narrativ aufzuzwingen, das durch eine Fülle internationaler Studien widerlegt wurde, die zeigen, dass die körperliche und geistige Belastung mit einem längeren Arbeitsleben zunimmt.
Im Wesentlichen, so argumentieren OGBL, LCGB und CGFP, versucht die Regierung, die Rolle der Gewerkschaften auf Statisten zu reduzieren, um unpopuläre Reformen unter dem Deckmantel des Expertenkonsenses durchzusetzen. Dies schwächt nicht nur die sozialen Rechte der Arbeitnehmer, sondern zerstört auch die Grundlage des luxemburgischen Konsensmodells, das seit Jahrzehnten für einen Interessenausgleich in den Arbeits- und Sozialbeziehungen sorgt.