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Warum Länder das Wohlergehen über das Wirtschaftswachstum stellen sollten

Zuletzt aktualisiert
17.07.25
Rich people in Luxembourg

Mathieu Stern, Unsplash

Obwohl das Wirtschaftswachstum lange Zeit als Schlüsselindikator für den Fortschritt galt, stellt eine neue Studie der Wirtschaftswissenschaftler Francesco Sarracino und Kelsey J. O'Connor vom Forschungszentrum STATEC dieses Dogma in Frage. In einer in Nature Human Behaviour veröffentlichten Arbeit argumentieren die Autoren: Das BIP-Wachstum macht die Menschen auf lange Sicht nicht glücklicher. Außerdem kann die Konzentration auf das Wachstum von den wahren Quellen des Wohlbefindens ablenken.

Obwohl Wirtschaftswachstum häufig mit einem besseren Leben in Verbindung gebracht wird, legen die Daten etwas anderes nahe. Den Autoren zufolge sind den Menschen Kaufkraft und Beschäftigung sehr wichtig, aber diese Parameter werden nur teilweise vom Wirtschaftswachstum beeinflusst. Geld mag Hoffnung geben, vor allem in Zeiten der Instabilität, aber Vergleiche mit anderen, ungleiche Einkommensverteilung und Umweltkosten schmälern das allgemeine Gefühl der Zufriedenheit.

Der Vergleich mit anderen wird zu einer Quelle der Frustration: Wachstum, das die einen mehr bereichert als die anderen, führt zu einem Gefühl der Ungerechtigkeit. Und seine "dunkle Seite" ist die Verschlechterung der Umwelt, ein Rückgang des Vertrauensniveaus und eine Zunahme der Entfremdung.

Stattdessen schlagen die Forscher vor, den Schwerpunkt auf Maßnahmen zu verlagern, die das tägliche Leben direkt verbessern. Dieser Ansatz, bei dem das Wohlbefinden an erster Stelle steht, ist nicht abstrakt, sondern bürgernah und kann daher auf breite öffentliche Unterstützung stoßen. Als Beispiel nennen sie Maßnahmen zur Begrünung von Städten: Solche Programme verschönern nachweislich nicht nur die Straßen, sondern verringern auch die Kriminalität, verbessern die psychische Gesundheit und stärken die sozialen Bindungen.

Solche Initiativen werden zu einer Art Katalysator für positive Veränderungen: Ein verbessertes Wohlbefinden stärkt die Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft, sowohl in sozialer als auch in ökologischer Hinsicht. Es ist ein Teufelskreis, nur dieses Mal ein positiver.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat vor kurzem die Plattform für den Wissensaustausch (Knowledge Exchange Platform) ins Leben gerufen, eine Datenbank mit bewährten Praktiken für eine am Wohlbefinden orientierte Politik. Das britische Finanzministerium beispielsweise hat bereits Leitlinien für die Bewertung der Wirksamkeit von Regierungsprogrammen eingeführt, die die Auswirkungen auf das psychologische Wohlbefinden und die Lebensqualität der Bürger berücksichtigen.

Der Schlüssel zu echtem Fortschritt liegt also nicht in den Wachstumszahlen, sondern in der Schaffung eines Umfelds, in dem die Menschen gerne leben. Diese Verschiebung der Prioritäten kann die Grundlage für eine nachhaltigere, gerechtere und glücklichere Zukunft sein.

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17.07.25

Fotos aus diesen Quellen: Mathieu Stern, Unsplash

Autoren: Alex Mort

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