Luxemburger Gewerkschaften brechen Dialog mit der Regierung ab

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Die Gewerkschaftsfront in Luxemburg platzt aus allen Nähten. Vor dem Hintergrund des eskalierenden Konflikts um die Rentenreform und die Tarifverhandlungen haben die führenden Arbeitnehmerverbände - OGBL und LCGB - einen vollständigen Rückzug aus dem sozialen Dialog mit der Regierung angekündigt.
Nach der viel beachteten Rede von Premierminister Luc Frieden zur Lage der Nation, die die Gewerkschaften als "antisoziales Manifest" bezeichneten, fassten sie den beispiellosen Beschluss, an keiner Arbeitssitzung mit dem Minister für Gesundheit und Sozialschutz, Martin Despres, teilzunehmen, die Sitzungen des Ständigen Ausschusses für Arbeit und Beschäftigung zu boykottieren und im Wirtschafts- und Sozialrat nicht abzustimmen.
Im Mittelpunkt der Kritik stehen die kürzlich vorgelegten Pläne zur Reform des Rentensystems. Nach Ansicht der Gewerkschaften wird damit ungerechterweise die gesamte Last auf die Schultern der Arbeitnehmer, insbesondere der jungen Arbeitnehmer, verlagert. Die OGBL betont, dass noch nie ein Premierminister eine solche Missachtung des sozialen Dialogs an den Tag gelegt hat. Nora Back, Vorsitzende der Gewerkschaft, erklärte, dass in der Rede keine Anhebung der Mindestrente erwähnt werde, während die Arbeitgeber keine zusätzlichen Kosten zu tragen hätten.
Der LCGB-Vorsitzende Patrick Dury kritisierte den gesamten Prozess der öffentlichen Diskussion über "Schwätz mat!" als reine Formalität: Keine der Gewerkschaftsinitiativen sei berücksichtigt worden und die Vorschläge zur Verlängerung der Abzugsfrist hätten "nichts mit dem zu tun", was mit der Öffentlichkeit diskutiert worden sei. Er erklärte, dass "der soziale Dialog offiziell tot ist".
Bezeichnenderweise hatte Luc Frieden am Vortag die Forderung der Gewerkschaften nach einem dreiseitigen Treffen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern abgelehnt und damit die Notwendigkeit einer gemeinsamen Lösung strittiger Fragen "verhöhnt". Dies war der letzte Strohhalm für beide Organisationen.
Die OGBL und die LCGB haben dem Premierminister ein offizielles Schreiben übermittelt, in dem sie erklären, dass sie nicht mehr an Verhandlungen teilnehmen werden, solange kein Dreiertreffen zu wichtigen sozialen Fragen anberaumt ist.
Damit tritt das Land in eine Phase ein, in der sich das soziale Klima drastisch verschlechtert. Und wenn die Regierung ihren Kurs nicht ändert, könnte dies der Beginn einer offenen Konfrontation zwischen den Arbeitnehmern und den Behörden sein.