Luxemburger Schulen fordern echte Maßnahmen gegen Gewalt

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Die Vorstellung des neuen Centre national pour victimes de violences (Nationales Zentrum für Opfer von Gewalttaten) hat in der luxemburgischen Bildungsgemeinschaft eine Welle von Reaktionen ausgelöst. Bildungsminister Claude Meisch räumte unter Bezugnahme auf ein kürzlich in den sozialen Medien verbreitetes Video ein, dass dies nur die "Spitze des Eisbergs" sei. Die Lehrergewerkschaft SEW/OGBL antwortet darauf: Gewalt an Schulen ist zu einem systemischen Problem geworden, das seit langem ernsthafte Lösungen erfordert.
Es geht nicht nur um Konflikte zwischen Kindern. Lehrer und Pädagogen werden zunehmend Opfer von Aggressionen, sowohl von Schülern als auch von Eltern. Dabei handelt es sich nicht nur um körperliche Angriffe, sondern auch um psychischen Druck, Drohungen und Einschüchterung.
Schon bei der Pas de vagues-Kampagne im Frühjahr 2024 warnte die Gewerkschaft: Gewalt ist zu einem alltäglichen Risiko des Berufs geworden. Ein Lehrer sagte: "Schläge gehören einfach zum Job" - eine traurige Realität für viele Kollegen.
Eine der größten Lücken ist das Fehlen eines nationalen Registers über Gewaltvorfälle an Schulen. Ohne verlässliche Daten ist es unmöglich, gezielte Interventionen zu formulieren. Auf Situationen mit gewalttätigen Kindern wird ad hoc reagiert, durch Isolierung, mobile Unterstützung oder "Krisenpläne", die es in fast jeder Schule gibt. Dies sind jedoch nur vorübergehende Maßnahmen, die das Problem nicht grundlegend lösen.
SEW/OGBL betont, dass Kinder, die zu Gewalt greifen, selbst in Not sind und Hilfe brauchen. Ihr Verhalten ist ein Schrei nach Hilfe, der nicht ignoriert werden kann. Aber Pädagogen können diese Krisen nicht allein lösen.
SEW/OGBL hat spezifische Anforderungen:
- Klare und formalisierte Verfahren für Lehrer und Erzieher, damit sie wissen, wie sie auf Gewaltvorfälle reagieren sollen.
- Multidisziplinäre Teams, die in kritischen Situationen schnell eingreifen können.
- Einrichtung eines nationalen Registers mit einem einheitlichen Meldeverfahren für Fälle von Gewalt.
- Offene und ehrliche Diskussion über Gewalt an Schulen ohne Versuche, das Problem zu verharmlosen.
Die Gewerkschaft betont, dass es einen gefährlichen Präzedenzfall darstellt, wenn Lehrkräfte davon abgehalten werden, "im Namen des Schulklimas" offiziell zu reagieren. Schweigen untergräbt das Vertrauen und macht Schulen zu Orten der Angst für Pädagogen und Kinder gleichermaßen.