Ich konnte nichts fühlen": Wie Nadine Dondelinger mit Multipler Sklerose lebt

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Für die Luxemburgerin Nadine Dondelinger begann der Weg zur Diagnose im Jahr 2021 mit einer beunruhigenden Entdeckung: Sie spürte keine Berührungen mehr in ihrer Bauchgegend. "Ich fuhr mit der Hand über meine Haut - und fühlte nichts mehr", erinnert sie sich in einem Interview mit RTL Télé, das anlässlich des Welt-Multiple-Sklerose-Tags (30. Mai) geführt wurde. Die Diagnose war schockierend, aber sie erklärte auch, was ihr schon seit Jahren passiert war: Das Kribbeln in ihren Fingern, das sie fast ein Jahrzehnt lang ignoriert hatte, stellte sich als Frühsymptom heraus.
Zunächst befürchtete Nadine das Schlimmste - sie stellte sich vor, wie schnell sie im Rollstuhl landen würde. Doch nach dem Studium der Fachliteratur und Gesprächen mit Ärzten erfuhr sie, dass die Krankheit unvorhersehbar verlaufen kann und nicht immer zu einer schweren Behinderung führt. Diese Erkenntnis war ein Wendepunkt für sie und ihre Familie.
Heute arbeitet Nadine weiterhin Vollzeit im Büro, bezahlt dafür aber mit Müdigkeit: Es bleibt keine Energie mehr für Hobbys und das Privatleben. Ihre täglichen Schwierigkeiten sind Müdigkeit, Gleichgewichtsstörungen und Mobilitätsprobleme. Das Treppensteigen ist möglich, erfordert aber ihre ganze Kraft. Der Abstieg ist ohne Handlauf gefährlich: Das Gleichgewicht versagt, die Konzentration ist auf einem Tiefpunkt. Darüber hinaus ist sie aufgrund der MS übermäßig temperaturempfindlich: Die Hitze im Sommer schließt sie praktisch in ihrer Wohnung ein und hindert sie daran, in warme Länder zu reisen.
Eines der beängstigendsten Symptome zu Beginn der Krankheit war das so genannte Phantomkorsett - das Gefühl, dass meine Brust von einem nicht vorhandenen Druckverband zusammengedrückt wurde, was mir das Atmen erschwerte. Glücklicherweise verschwand dieses Gefühl mit der Zeit. Nadines Behandlung umfasst nun intravenöse Kortisonbehandlungen und regelmäßige Physiotherapie alle vierzehn Tage, um die Mobilität zu erhalten und das Risiko neuer Anfälle zu verringern.
Die Ursachen der Multiplen Sklerose (MS) sind noch immer nicht vollständig geklärt. Bekannt ist nur, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt, bei der der Körper sein eigenes zentrales Nervensystem angreift. Zu den Risikofaktoren gehören genetische Faktoren, Virusinfektionen und die Umwelt, aber warum manche Menschen die Krankheit bekommen und andere nicht, kann die Medizin noch nicht mit Sicherheit sagen.
Wie der CHL-Neurologe Dr. Cescutti erklärt, sind in Luxemburg zwischen 1 und 2 Personen pro 1.000 Einwohner von Multipler Sklerose betroffen, wobei die Fälle immer häufiger werden. Frauen sind dreimal häufiger betroffen, aber Männer neigen dazu, eine schwerere Krankheit zu haben.
Ein großes Missverständnis, mit dem Patienten konfrontiert sind, ist der Glaube, dass MS zwangsläufig zu einer Behinderung führt. Doch wie Dr. Cescutti betont, benötigen die meisten Patienten nie einen Rollstuhl. Die Krankheit verläuft oft als "unsichtbare Behinderung" - die Symptome können erheblich, aber äußerlich unbemerkt sein.
Heute können moderne Therapien das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen und neue Ausbrüche verhindern. Eine vollständige Heilung gibt es noch nicht, aber die Patienten haben eine Chance, ihre Lebensqualität zu erhalten - vorausgesetzt, sie werden frühzeitig diagnostiziert, informiert und verfolgen einen umfassenden Ansatz.