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Die luxemburgische Industrie ist mit Unsicherheit und Investitionszurückhaltung konfrontiert

Zuletzt aktualisiert
31.01.25
Maranda Vandergriff, Unsplash

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Die luxemburgische Industrie steht aufgrund von Unsicherheit, rückläufigen Aktivitäten und fehlenden größeren Investitionen vor großen Herausforderungen. In einem Interview mit Paperjam erläuterten Wirtschaftsminister Lex Delles und Fedil-Chef René Winkin die wichtigsten Herausforderungen für den Sektor und mögliche Lösungen.

Die größte Herausforderung ist der Mangel an Vertrauen. René Winkin zufolge sind die Unternehmen nur zu 60 Prozent ausgelastet, und viele Unternehmen warten auf Stabilität in der Energiepolitik, der Weltwirtschaft und der Lage in den USA. Lex Delles merkt an, dass die Strategie des "Abwartens" eine doppelte Gefahr in sich birgt: ein Mangel an Investitionen heute könnte die Wettbewerbsfähigkeit morgen gefährden.

Die Frage der Dekarbonisierung ist von besonderer Bedeutung. Einige Unternehmen werden sich leicht anpassen können, aber für andere wird sich der Übergang als zu schwierig und teuer erweisen. Die Ungewissheit über die Kosten von Wasserstoff und die Stabilität der Stromversorgung zwingt die Unternehmen, Entscheidungen zu verschieben.

Auswirkungen der USA und Chinas. Die mögliche Rückkehr von Donald Trump an die Macht in den USA und seine Absicht, 100 Prozent Zölle auf Waren aus China, Indien, Russland und Brasilien zu erheben, könnte die europäischen Märkte ernsthaft beeinträchtigen. Dies schafft eine neue Welle der Instabilität, da billige chinesische Waren Europa überschwemmen könnten.

Lex Delles ist der Ansicht, dass die EU nicht mit Protektionismus reagieren sollte, sondern mit einer Bündelung der Kräfte. Die Frage ist nicht, ob sich Europa auf die USA oder Asien konzentrieren sollte - wichtiger ist es, eine einheitliche Industriestrategie auf globaler Ebene zu entwickeln.

Die Zukunft der Energie in Luxemburg. Die Regierung konzentriert sich auf die Wasserstoffenergie. Mit Belgien und dem Saarland in Deutschland wurde eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Es wird an einer Vereinfachung der Vorschriften für die Errichtung von Windkraftanlagen gearbeitet, da diese bisher in der Nähe von Autobahnen verboten waren.

Wasserstoff ist jedoch noch zu teuer und erfordert hohe Produktionskosten. René Winkin betont, dass das europäische Energieversorgungssystem immer instabiler wird. Mit dem Ausstieg aus der Kohle- und Kernkraft verschwindet die "Grundlasterzeugung", die einen konstanten Stromfluss gewährleistet, was die Gefahr von Preisspitzen und Energieengpässen birgt.

Wird Luxemburg seine Haltung zur Kernenergie überdenken? Lex Delles ist kategorisch: "Nein". Die Hauptargumente sind die hohen Unfallrisiken und die ungelöste Frage der Lagerung von Atommüll. René Winkin ist jedoch der Meinung, dass es zu früh ist, die Forschung in diesem Bereich aufzugeben. Viele europäische Länder haben bei ihren Bemühungen um den Ausstieg aus der Kernenergie die Folgen unterschätzt, was zu Energieengpässen und steigenden Preisen führt.

Die Industrie muss sich anpassen. Laut Winkin hat Luxemburg immer von der Diversifizierung profitiert, und die Industrie muss neue Nischen finden. Das Land ist zu teuer für die Massenproduktion, aber es kann sich auf Hightech-Produkte mit hohem Mehrwert konzentrieren.

Lex Delles betont, dass die Wettbewerbsfähigkeit Luxemburgs durch eine übermäßige Regulierung beeinträchtigt wird. Es ist wichtig, unnötige administrative Hürden zu beseitigen, um den Unternehmen die Arbeit zu erleichtern.

Die Rolle Chinas. China entwickelt sich nicht nur zu einem Konkurrenten, sondern zu einem innovativen Vorreiter in einer Reihe von Sektoren, darunter auch der Solarenergie. Lex Delles ist der Meinung, dass Europa von China lernen und sich nicht von ihm abkapseln sollte.

René Winkin fügt hinzu, dass China in den letzten 20 Jahren sowohl Europa als auch die USA in der Industrieproduktion überholt hat. Dies ist ein natürlicher Prozess, der mit dem Wirtschaftswachstum einhergeht. Wenn es der EU jedoch nicht gelingt, faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen, läuft sie Gefahr, dauerhaft zurückzufallen.

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31.01.25

Fotos aus diesen Quellen: Maranda Vandergriff, Unsplash

Autoren: Aleksandr