Wer wird Europa morgen ernähren: Minister diskutieren über die Generationenkrise in der Landwirtschaft

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Nach einer achtjährigen Pause hat Luxemburg wieder ein informelles Treffen der Agrarminister aus den deutschsprachigen Ländern organisiert. Die Ministerin für Landwirtschaft, Ernährung und Wein, Martine Hansen, lud Kollegen aus Österreich, der Schweiz, Liechtenstein und Deutschland ein, um über eines der drängendsten Themen im Agrarsektor zu diskutieren - den Generationswechsel auf dem Land.
In Luxemburg wird die Hälfte der Landwirte im nächsten Jahrzehnt das Rentenalter erreichen. Noch besorgniserregender ist, dass sie in 50 % der Fälle überhaupt keine Erben haben, die bereit wären, den Betrieb weiterzuführen. In 20 % der Fälle ist die Nachfolge ungewiss. Besonders kritisch ist die Situation in der Weinwirtschaft: 61 % der Winzer über 50 Jahre wissen nicht, an wen sie den Betrieb weitergeben sollen.
Dies ist ein besorgniserregender Trend, der sich in allen teilnehmenden Ländern wiederholt. Ohne Junglandwirte läuft Europa Gefahr, seine Nahrungsmittelunabhängigkeit zu verlieren - so lautete die allgemeine Schlussfolgerung des Treffens.
Bei dem Treffen nannten die Vertreter der landwirtschaftlichen Jugendorganisationen in Luxemburg, Charel Ferring und Sam Mille, die wichtigsten Hindernisse: geringes Einkommen, Schwierigkeiten bei der Kreditaufnahme, undurchsichtige Perspektiven, übermäßige Bürokratie. Hinzu kommen das Misstrauen der Öffentlichkeit und die Umweltauflagen, so dass die Entscheidung für einen landwirtschaftlichen Beruf nicht besonders attraktiv erscheint.
Die Minister betonten die Notwendigkeit, das Sozialprestige der landwirtschaftlichen Berufe zu erhöhen. Die staatliche Unterstützung sollte über Subventionen hinausgehen - sie sollte psychologische und soziale Unterstützung, Ausbildung, Rechtsklarheit und Schutz des Ansehens umfassen.
Im praktischen Teil des Treffens besuchten die Minister das "Biohaff Steichen", einen Familienbetrieb, der in die Hände der jungen Generation gelegt wurde. Das neue Betriebskonzept verbindet hier ökologische Schweinehaltung, Tierwohl, Offenheit und Innovation. Der Betrieb ist zu einem Symbol dafür geworden, wie ein erfolgreicher Strukturwandel in der Agrarwirtschaft aussehen kann.
Den Abschluss des Treffens bildete ein Abendessen auf Schloss Bourscheid, bei dem die Teilnehmer regionale Produkte und Weine probierten, die den Reichtum und das Potenzial der lokalen Landwirtschaft verdeutlichten. Es war nicht nur eine diplomatische Geste, sondern eine Erinnerung an die enge Verbindung zwischen Land, Kultur und Identität - und daran, dass sie erhalten werden muss, bevor diejenigen, die das Land am besten kennen, es verlassen.