Wie Luxemburg die Agrarpolitik umgestaltet

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Die luxemburgische Landwirtschaftsministerin Martine Hansen ist davon überzeugt, dass Agrarpolitik nicht ohne einen ständigen und sinnvollen Dialog mit Landwirten und Winzern entwickelt werden kann. Seit ihren ersten Tagen im Amt setzt sie auf Plattformen wie den Landwirtschaftsdësch - runde Tische, an denen Landwirte gemeinsam mit dem Ministerium neue Verordnungen diskutieren.
Hansen beschränkt sich nicht auf Besprechungen in Büros - sie reist regelmäßig zu Feldern und Bauernhöfen, um aus erster Hand zu erfahren, wie Landwirte arbeiten. Dieser Ansatz hat zu einer Einigung über eine neue Auslegung des Begriffs "aktiver Landwirt", ein Gesetz zur Förderung des Baus von Gewächshäusern und Erleichterungen für die Entwicklung in "grünen" Gebieten geführt. Im Herbst wird das Umweltministerium einen neuen Text für das Naturschutzgesetz vorschlagen, und das Arbeitsministerium wird aktualisierte Regeln für Saisonarbeiter vorlegen.
Einer der Schlüsselbereiche bleibt die Verringerung der Ammoniakemissionen. Hansen ist hier pragmatisch: Es geht nicht um Verbote, sondern um Instrumente, die die Landwirte verstehen können. Deshalb führt Luxemburg ein Emissionsüberwachungssystem ein, das es den Landwirten ermöglicht, ihre Leistung zu verfolgen und sich flexibel anzupassen. Gleichzeitig wurden zur Reduzierung des Glyphosat- und Pestizideinsatzes finanzielle Anreizprogramme aufgelegt - freiwillig, aber effektiv, wie der Minister versichert.
Das Ziel der früheren Regierung, den Anteil der ökologischen Anbauflächen bis 2025 auf 20 Prozent zu erhöhen, bezeichnet Hansen als "unrealistisch". Derzeit sind nur etwa 5 Prozent der Fläche ökologisch bewirtschaftet. Es gibt jedoch eine positive Entwicklung: Die Landwirte haben die Umstellung auf eine teilweise ökologische Produktion mit Interesse aufgenommen, und Restopolis, der staatliche Betreiber der Schulverpflegung, hat den Anteil an ökologischen Lebensmitteln auf seinem Speiseplan erhöht. Bis Ende 2025 soll ein neuer nationaler Bio-Plan vorliegen, dessen quantitative Ziele aber noch nicht definiert sind.
Darüber hinaus bereitet die Regierung eine Strategie zur Förderung einer gesunden Ernährung mit Schwerpunkt auf lokalen Produkten vor. Eines ihrer Projekte, "Landwirtschaft erliewen", führt Kinder an das landwirtschaftliche Leben und an Produkte von lokalen Bauernhöfen heran.
Ohne junge Landwirte, betont Hansen, gibt es keine Ernährungssicherheit. Das erste Seminar zum Generationswechsel in der Landwirtschaft hat bereits stattgefunden, ein zweites ist für den Herbst geplant. EU-Agrarkommissar Christophe Hansen wird im September einen Aktionsplan vorlegen, und Luxemburg will bis Ende des Jahres das Konzept eines "One-Stop-Shops" - eines Unterstützungsdienstes für Junglandwirte - entwickeln. Dabei müssen nicht nur wirtschaftliche und juristische Aspekte berücksichtigt werden, sondern auch psychologische Barrieren: Die Hofübergabe ist ein komplexer Prozess.
Auf europäischer Ebene kämpft Martine Hansen für eine Vereinfachung der Vorschriften. Sie weist beispielsweise darauf hin, dass es absurd ist, Luxemburg und Österreich in den Rahmen der Anti-Kürzungs-Verordnung einzubeziehen, obwohl es in diesen Ländern kein Kürzungsproblem gibt. Eine weitere Herausforderung ist der EU-Haushalt für den Zeitraum 2028-2034: Zum ersten Mal enthält er keinen eigenen Abschnitt für die Landwirtschaft. Nach vorläufigen Schätzungen werden 400 der 1.700 aktiven Landwirte in Luxemburg von den gekürzten Subventionen betroffen sein - darunter eine beträchtliche Anzahl junger Menschen.