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Luxemburg führt Sammelklagen ein

Zuletzt aktualisiert
06.11.25
Collective lawsuits in Luxembourg

Curated Lifestyle, Unsplash

Nach jahrelangen Diskussionen und mehr als hundert Änderungsanträgen hat Luxemburg ein Gesetz verabschiedet, das Verbrauchern die Möglichkeit gibt, gemeinsam gegen Unternehmen vorzugehen. Von nun an können Bürgerinnen und Bürger, die mit Täuschung, minderwertigen Waren oder unlauteren Dienstleistungen konfrontiert sind, gemeinsam Schadenersatz fordern - allerdings nur über zugelassene Organisationen wie den Luxemburger Verbraucherschutzverband (Union Luxembourgeoise des Consommateurs - ULC).

Privatpersonen dürfen solche Fälle nicht selbst einleiten, sondern nur staatlich anerkannte Einrichtungen wie die ULC oder das Institut Luxembourgeois de Régulation (ILR). Diese Organisationen können auch Luxemburger in internationalen Fällen vertreten, wenn der Streit über die Landesgrenzen hinausgeht.

Wie der neue Mechanismus funktioniert

Um ein Sammelverfahren einzuleiten, müssen mehrere Verbraucher ein Problem melden - sei es ein fehlerhaftes Produkt oder irreführende Werbung. Die ULC kann Informationen sowohl aus Bürgerbeschwerden als auch aus ihren eigenen Beobachtungen sammeln.

Bestätigt die Vorprüfung die Begründetheit der Klage, entscheidet das Bezirksgericht Luxemburg (Tribunal d'arrondissement de Luxembourg) über die Zulassung der Klage. Wird die Klage zugelassen, wird eine amtliche Bekanntmachung veröffentlicht, und alle Betroffenen - unabhängig von einer ULC-Mitgliedschaft - können kostenlos beitreten, indem sie Beweise (Schecks, Verträge usw.) vorlegen.

Anders als in vielen anderen Ländern drängt das Gesetz die Parteien jedoch nicht direkt zu einem Gerichtsverfahren. Es gibt eine obligatorische sechsmonatige Mediationsphase, in der versucht wird, den Konflikt friedlich zu lösen. Das Verfahren ist kostenlos, aber jede Partei zahlt für ihre eigenen Anwälte und Experten.

Wenn die Parteien eine Lösung finden - z. B. Erstattung, Umtausch von Waren oder Gutscheine - wird die Vereinbarung vom Insolvenzverwalter genehmigt, der sie durchsetzt. Auch nach Abschluss der Schlichtung können sich andere Geschädigte am Ergebnis der Vereinbarung beteiligen. Nur wenn die Verhandlungen scheitern, geht der Fall vor Gericht.

Besser als Frankreich und Belgien

Rechtsanwalt Bob Schmitz, der sich seit vielen Jahren mit Sammelklagen in der ULC befasst, sagte in einem Interview mit RTL, dass das luxemburgische Modell zwar nicht perfekt sei, aber einen wesentlichen Vorteil gegenüber den Nachbarländern habe. Die zentrale Stellung der Mediation mache das System effizienter und dialogorientierter: "In einem kleinen Land ist es einfacher, eine direkte Kommunikation zwischen den Parteien aufzubauen - und das ist unser Vorteil."

Die staatlichen Ressourcen sind jedoch noch nicht voll einsatzbereit. Die Website des Nationalen Dienstes für Verbraucherschlichtung wurde noch nicht aktualisiert, und das versprochene Portal recourscollectif.lu, auf dem die Bürger Fälle verfolgen können, wurde noch nicht eingerichtet.

От Dieselgate до Temu

Das Gesetz deckt ein breites Spektrum möglicher Streitfälle ab - von aufsehenerregenden Fällen wie Volkswagen Dieselgate oder Preisabsprachen bei Booking.com bis hin zu kleinen, aber massiven Verstößen. Ein besonders heißes Thema werden Käufe auf ausländischen Online-Plattformen sein, wo häufig unsichere oder minderwertige Waren zu finden sind.

Schmitz erwähnte, dass die ULC zum Beispiel im Fall von Temu Marketplace (oder ähnlichen Websites) zunächst versuchen würde, einen Dialog mit dem Unternehmen herzustellen. Erst wenn die Verhandlungen scheitern, wird die Organisation eine Sammelklage einreichen.

Er forderte die Einwohner auf, solche Fälle zu melden, und betonte, dass die Wirksamkeit des Gesetzes nur anhand konkreter Beispiele beurteilt werden könne. Gleichzeitig sollten die Unternehmen keine Angst vor einer Flut von Klagen haben - es werden nur rechtlich begründete Fälle berücksichtigt, und das Gesetz gilt rückwirkend nur für Fälle nach Juni 2023.

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06.11.25

Fotos aus diesen Quellen: Kuratierter Lebensstil, Unsplash

Autoren: Alex Mort