"Jagd auf Pädophile" in Luxemburg: Gesetz gegen Lynchjustiz und digitale Lynchjustiz

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Nach der aufsehenerregenden Verhaftung eines 19-jährigen jungen Mannes durch eine Spezialeinheit der Polizei in Mamer bestätigte Innenminister Léon Gloden vor dem Parlament: Im Jahr 2024 wurden in Luxemburg zwei Fälle von sogenannter "Pädo-Jagd" - Lynchmorde an mutmaßlichen Sexualstraftätern - untersucht. Obwohl derartige Vorfälle in Österreich und Deutschland zunehmen, betonte der Minister, dass dies im Großherzogtum ein isoliertes Phänomen bleibt.
Dennoch bereitet die Regierung einen Gesetzesentwurf vor, der auf die Bekämpfung von Online-Inhalten abzielt, die zu solchen Formen der Lynchjustiz aufrufen. Es wird sich an der europäischen Verordnung DSA (Digital Services Act) orientieren. Es wird davon ausgegangen, dass die Bürger verdächtige Veröffentlichungen entweder direkt bei der Polizei oder über den "Trusted Flagger"-Mechanismus melden können - eine Vertrauensperson, die sich mit der Online-Überwachung illegaler Inhalte beschäftigt.
Unter Pädo-Jagd versteht man die Tätigkeit von Personen, die unter dem Deckmantel von Minderjährigen im Internet Kontakt zu mutmaßlichen Pädophilen aufnehmen und ihnen dann eine Falle stellen, indem sie die "Begegnung" auf Video aufnehmen und im Internet veröffentlichen. Entgegen der moralischen Rhetorik solcher Gruppen verstoßen diese Aktionen gegen das Gesetz, von Verleumdung über Nötigung bis hin zur Behinderung der Justiz. Oft haben die Opfer Angst, sich bei der Polizei zu melden, so dass die Urheber der Videos oft ungestraft bleiben.
Gloden betont, dass solche Aktionen mit den Grundsätzen der Rechtsstaatlichkeit unvereinbar sind: "Selbstjustiz wird nicht geduldet und wird nicht toleriert", so der Minister.
Obwohl die Ursprünge des Phänomens mit rechtsextremen Bewegungen in Verbindung gebracht werden, räumt der Minister ein, dass solche Gruppen heute oft außerhalb eines ideologischen Kontextes agieren. Nichtsdestotrotz sind es extremistische Ideologien - durch den Kult der Gewalt und die Ablehnung demokratischer Institutionen - die am häufigsten zu einer bequemen Plattform werden, um solche Taten zu rechtfertigen.
Die Kriminal- und Nachrichtendienste überwachen die Aktivitäten solcher Gruppen in den sozialen Medien, und in einer Untersuchung konnte Luxemburg wichtige Beweise an ausländische Kollegen weitergeben. Europol erstellt regelmäßig strategische Berichte über neue digitale Phänomene, um alle EU-Länder zu informieren und zu koordinieren.
Die Bürgerinnen und Bürger werden außerdem dringend gebeten, mögliche Straftaten nicht online zu veröffentlichen, sondern sich an die Polizei zu wenden, um die Ermittlungen nicht zu behindern und die Situation nicht zu verschlimmern.