Wie Wölfe die Straße überqueren: Wurde in Luxemburg wirklich ein Raubtier gesichtet?

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Eine Aussage, die bei den Bewohnern des nördlichen Luxemburgs für Aufregung gesorgt hat, kam am Freitag von einem Anwohner namens Geoffrey. Er sagte, dass er und ein Kollege mit dem Auto vom Golfclub in Clervaux in Richtung Wiltz unterwegs waren, als plötzlich ein großes Tier über die Straße lief. Zuerst dachte er, es sei ein Hund, aber nach einer Sekunde hatte er keine Zweifel mehr: "Es war nicht nur ein Hund. Er rannte aus dem Dickicht heraus und bewegte sich tief auf den Boden, als ob er sich verstecken würde. Ich spürte es sofort - es war ein Wolf", erzählte er.
Die Administration de la nature et des forêts (ANF) hat noch kein endgültiges Urteil gefällt, räumt aber ein, dass die ersten Bilder die Möglichkeit nicht ausschließen, dass es sich tatsächlich um einen Wolf handelt. Die Experten der Organisation werden am Montag mit der Analyse der Fotos beginnen, um festzustellen, ob die Sichtung in eine der fünf Überwachungskategorien fällt, die von "nachgewiesener Anwesenheit" bis zu "irrtümlicher Sichtung" reichen.
Solche Fälle sind extrem selten. Nach offiziellen Angaben des ANF wurden in den letzten Jahren Anfang 2025 nur zwei visuelle Wolfssichtungen und eine Kamerafallen-Sichtung bestätigt. Das letzte Mal, dass ein Wolf in der Region Clairvaux offiziell bestätigt wurde, war im August 2023, als ein Schaf in der Nähe des Dorfes Lieler tot aufgefunden wurde.
Das Wiederauftauchen der Wölfe im Land steht im Zusammenhang mit ihrer langsamen, aber stetigen Rückkehr nach Westeuropa. Nachdem sie im 20. Jahrhundert fast verschwunden waren, begannen die Wölfe, Regionen jenseits der Grenze wieder zu besiedeln - vor allem aus Deutschland und Frankreich. Luxemburg mit seinem Mosaik aus Ackerland und Wäldern ist Teil dieser neuen Verbreitungskarte geworden.
Doch trotz der häufigen Berichte in den Nachrichten ist der Wolf nach wie vor ein äußerst vorsichtiges und verstohlenes Raubtier, das den Kontakt mit Menschen lieber vermeidet. Beobachtungen wie die von Jeffrey sind eher die Ausnahme von der Regel.
Der ANF erinnert die Bürger daran, dass alle möglichen Anzeichen für die Anwesenheit von Wölfen - seien es Fotos, Spuren oder Angriffe auf Nutztiere - an wolf@anf.etat.lu geschickt werden sollten. Dies wird nicht nur helfen, die Bewegungen des Raubtiers genau zu kartieren, sondern auch mögliche Risiken für die Landwirtschaft und die Artenvielfalt zu bewerten.