Schließung von Liberty Steel in Dudelange: Enttäuschte Hoffnungen und politisches Versagen

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Nach mehreren Jahren der Ungewissheit ist das Schicksal des Werks von Liberty Steel in Dudelange nun endgültig besiegelt. Der türkische Industrieriese Tosyali Holding, der lange Zeit als letzte Rettungschance galt, zog sich Anfang Mai offiziell vom Kauf des Werks zurück. Für die verbliebenen 130-140 Mitarbeiter war dies ein Schlag, der sie ihrer letzten Hoffnung beraubte.
Das Werk, das seit mehreren Jahren nicht mehr in Betrieb ist, befindet sich seit November 2024 im Konkursverfahren. Die Verhandlungen mit der Tosyali Holding dauerten mehr als zwei Monate, in denen die Beschäftigten zaghaft an eine Rettung glaubten. Hubert Lacouture, ein ehemaliger OGBL-Gewerkschaftsvertreter mit fast 30 Jahren Erfahrung in dem Werk, beschrieb die Situation als äußerst frustrierend: "Wir haben keine Arbeit mehr und keine Zukunft".
Der Grund für die Entscheidung von Tosyali sind die europäischen Marktschutzmaßnahmen, die Stahlimporte aus Drittländern einschränken. Der türkische Investor hatte geplant, Rohstoffe aus der Türkei und Algerien zu beziehen, aber die Zollschranken der EU machten das Projekt unwirtschaftlich. Die Arbeitsplätze waren somit eine Geisel der Handelspolitik der Europäischen Union, der Luxemburg nach Ansicht der Gewerkschaften nicht gewachsen war.
Robert Fornieri von der Gewerkschaft LCGB bezeichnete die Geschehnisse als "politisches Versagen auf nationaler und europäischer Ebene" und stellte fest, dass die EU Ausnahmefälle wie Liberty Steel in ihrer einheitlichen Handelsstrategie nicht berücksichtige. Er forderte die europäischen Gremien auf, diesen Ansatz zu überdenken.
Die Gewerkschaften OGBL und LCGB erkennen an, dass die Hoffnung auf eine schnelle Rettung des Werks geschwunden ist. Selbst wenn sich ein neuer potenzieller Käufer findet, könnten die Verhandlungen Monate dauern, und den Beschäftigten läuft die Zeit davon. Statt zu warten, geht es jetzt darum, neue Arbeitsplätze zu finden. OGBL arbeitet bereits mit dem Arbeitsministerium und der Arbeitsagentur ADEM zusammen, um eine Jobmesse für die betroffenen Beschäftigten zu organisieren.
In der Zwischenzeit bleibt das Schicksal des Unternehmens selbst ungewiss. Der Hofmanager hat drei Monate Zeit, um einen neuen Investor zu finden. Doch mit jedem Tag, der verstreicht, sinken die Chancen auf eine Wiederaufnahme der Produktion, und das Werk selbst wird zum Symbol der industriellen und politischen Ohnmacht im kleinen, aber aufstrebenden Luxemburg.