Luxemburger Tierärzte bitten um Respekt und Solidarität

JSB Co., Unsplash
Der Verband der luxemburgischen Tierärzte (AMVL) schlägt Alarm: Die Arbeit der Tiermediziner wird zunehmend von einer Welle von Anfeindungen, unbegründeter Kritik und Drohungen begleitet - insbesondere in den sozialen Medien. Laut AMVL hat die Zunahme persönlicher Angriffe, Beleidigungen und sogar körperlicher Einschüchterung verheerende Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Beschäftigten und untergräbt die Qualität der tierärztlichen Versorgung im Land.
Mitarbeiter, die rund um die Uhr in Kliniken und Bereitschaftsdiensten arbeiten, sind besonders gefährdet. Der Druck der Tierhalter wächst: Sie wollen schnelle Entscheidungen, perfekte Ergebnisse und sofortiges Feedback. Doch wenn es um komplexe Diagnosen und nicht offensichtliche Symptome geht, wird jeder Fehler - auch ein fachlich begründeter - zum Gegenstand des öffentlichen Ärgers.
Der Verband betont, dass Tierärzte auf der Grundlage von evidenzbasierter Medizin und Berufsethik arbeiten, nicht auf der Grundlage von Emotionen. Die ständige Angst vor der Online-Reputation und die Gefahr, im Zentrum von "Mobbing" zu stehen, hindert die Fachleute jedoch daran, sich auf die medizinische Substanz zu konzentrieren und schwächt ihr Vertrauen in komplexe Fälle.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Sektor bereits unter einem Personalmangel leidet. Nach Angaben der AMVL liegt die Selbstmordrate unter Tierärzten deutlich über dem Bevölkerungsdurchschnitt. Junge Berufstätige meiden den Beruf zunehmend aufgrund von Überlastung und mangelnder gesellschaftlicher Wertschätzung.
Besonders akut ist die Krise bei den tierärztlichen Notfall- und Nachtdiensten. Es gibt schon jetzt nicht genügend Kliniken, die nachts im Lande Dienst tun, und wenn der psychologische Druck nicht verringert wird, ist das System möglicherweise einfach nicht in der Lage, das zu bewältigen.
Vor dem Hintergrund der zunehmenden Aufmerksamkeit für den Tierschutz und der hohen Erwartungen an tierärztliche Leistungen fordert die AMVL einen Wandel im öffentlichen Diskurs. Anstelle von Anschuldigungen auf Facebook und Beschwerden an die Presse bietet der Verband einen offenen Dialog mit Tierärzten an - Fragen, Klärungen, Klarstellungen, aber keine Anfeindungen.
Die Präsidentin der AMVL, Dr. Malou Blasen, betont, dass die Veterinärmedizin, wie auch die Humanmedizin, nicht unfehlbar ist. Eine korrekte Diagnose und eine wirksame Behandlung erfordern nicht nur Wissen und Ausrüstung, sondern auch Zeit, emotionale Ressourcen und Vertrauen. Nur mit gegenseitigem Respekt kann das Niveau der tierärztlichen Versorgung, das die Öffentlichkeit zu Recht erwartet, aufrechterhalten werden.