facebook
Luxtoday

Luxemburg hat ein Wort des Jahres gewählt

Zuletzt aktualisiert
29.12.25
Word of the year in Luxembourg

Sven Brandsma, Unsplash

Luxemburgs traditioneller Wettbewerb zum Wort des Jahres spiegelte wieder einmal die nationalen Unruhen und Ereignisse wider, die die Agenda für 2025 bestimmen. Der Gewinner war das metaphorische Lexem Trounwiessel - "Monarchenwechsel" -, das sich auf den Machtwechsel von Großherzog Henri auf seinen Sohn, Kronprinz Guillaume, im Oktober bezieht. Obwohl sich die Machtstruktur nicht änderte, erhielt das Land offiziell ein neues Staatsoberhaupt, was von großen Feierlichkeiten begleitet wurde: Sogar eine Straßenbahnhaltestelle wurde zu Ehren des Ereignisses vorübergehend umbenannt.

Es ist interessant, dass die Übersetzungen des Begriffs in anderen Sprachen nicht die wörtliche Bedeutung von "Thronwechsel" wiedergeben: im Französischen - avènement, im Englischen - accession to the throne. Im luxemburgischen Kontext hat das Wort jedoch eine besondere Form und einen besonderen Klang angenommen, der symbolisch ein einzigartiges historisches Ereignis für das Land ausdrückt.

An zweiter Stelle stand das Wort "Sozialdialog", der Schlüssel zum Verständnis der politischen Turbulenzen des Jahres 2025. Nach einer Reihe von Regierungsinitiativen, darunter die Rentenreform und Änderungen des Arbeitsrechts, waren die Beziehungen zwischen Gewerkschaften, Regierung und Unternehmen angespannt. Als Reaktion auf die Massenproteste im Sommer brach der dreigliedrige Dialog fast zusammen, und im Herbst waren die Gespräche bereits in ein geschlossenes, bilaterales Format übergegangen. Das Wort selbst ist auch aus sprachlicher Sicht interessant: Im Luxemburgischen wird es im Gegensatz zum deutschen sozialen Dialog durch eine Verschmelzung gebildet.

Der dritte Platz ging an das Wort Alphabetisierung". Es ist der einzige Begriff unter den fünf, der nicht zusammengesetzt ist. In den Blickpunkt der Öffentlichkeit rückte er, als bekannt wurde, dass im Jahr 2026 ein paralleles Alphabetisierungsprogramm in französischer Sprache in den Grundschulen eingeführt werden soll. Bis dahin war der Unterricht ausschließlich in deutscher Sprache abgehalten worden. Dieser Schritt löste heftige Debatten über die Sprachenpolitik, die Rolle des Französischen und die Mehrsprachigkeit im Lande aus.

An vierter Stelle steht der Begriff "Nickts-Affäre". Er hat seinen Ursprung in einem Korruptionsskandal Anfang der 2000er Jahre, der auf einen verurteilten Gewerkschaftsführer zurückgeht. Im Jahr 2025 tauchte das Thema erneut auf, nachdem ein Urteil des Kassationsgerichts den Medien untersagt hatte, den Namen Nickts zu erwähnen. Dies löste eine viel beachtete Debatte über die Pressefreiheit und das Recht auf Vergessen aus. Der Begriff ist insofern bemerkenswert, als er einen Nachnamen enthält, der Teil eines festen Ausdrucks ist. Das hat es schon früher gegeben - zum Beispiel im Fall von Caritas-Affär, die 2024 den zweiten Platz belegte.

Den Abschluss der Top Five bildet die Pensiounsreform, die "Rentenreform". Sie wurde im Mai 2025 angekündigt und wurde zum Katalysator für eine Spaltung des sozialen Dialogs. Die Diskussionen drehten sich sowohl um die künftigen Renten als auch um die Umverteilung der Lasten zwischen den Generationen. Das luxemburgisch klingende Wort "pensioun" steht in interessantem Gegensatz zu den deutschen Begriffen "Rente" oder "Ruhestand" und dem französischen "retraite" und bewahrt die individuelle Nuance der Sprache.

Die Gesamtwahl spiegelt einen einheitlichen Trend der letzten Jahre wider: Seit 2020 sind die Gewinner Wörter, die eng mit politischen oder sozialen Krisen verbunden sind. Von "Corona" und "Ukrainkrich" bis "KI" und "Presidentrick" - die Luxemburger wählen nicht nur Wörter, die gerade "in aller Munde" sind. Sie wählen das, was wirklich den Zeitgeist bestimmt.

Feedback senden
Zuletzt aktualisiert
29.12.25

Fotos aus diesen Quellen: Sven Brandsma, Unsplash

Autoren: Alex Mort