Wie ein Landwirt eine Welle der Wut in Luxemburgs industriellem Kernland auslöste

Lynn Chruchten, RTL
Der Morgen des 3. Oktobers in Rumelange begann für den Anwohner Alain Zimmermann wie immer - ein Spaziergang mit seinem Hund entlang eines Waldweges. Doch auf seinem gewohnten Weg erwartete ihn etwas Schockierendes: Ein Metallmast, ein Symbol der industriellen Vergangenheit der Stadt, war von einem Traktor brutal zerstört worden. Der Mast, der jahrzehntelang am Waldrand gestanden hatte, war in zwei Hälften gerissen, von seinem Sockel entfernt und zwischen den Bäumen liegen gelassen worden.
Später stellte sich heraus, dass der Abriss von einem örtlichen Landwirt durchgeführt worden war, dem das Grundstück gehört. Er hatte jedoch keine Abrissgenehmigung, wie das Rathaus von Rumelange bestätigte. Bürgermeister Henri Haine drückte sein tiefes Bedauern aus, nannte den Vorfall "äußerst bedauerlich" und betonte, dass die Säule ein wichtiger Teil des örtlichen Industrieerbes sei.
Der zerstörte Mast war Teil einer einzigartigen 12,7 km langen Seilbahn, die 1906 von der deutschen Firma Pohlig aus Köln gebaut wurde. Dieses System transportierte Eisenerz von Ottange in Frankreich über Belval nach Differdange und bildete eine logistische Hauptschlagader für die damals florierende Stahlindustrie Luxemburgs. Der letzte Wagen fuhr 1980 über diese Seile.
Laut dem Historiker Denis Klein, einem Freiwilligen des Nationalen Bergbaumuseums, haben die Säulen keine wirtschaftliche Funktion mehr, sondern sind ein "starkes Symbol der industriellen Identität" der Region. Ihr Abriss wird als Verlust eines Teils des kollektiven Gedächtnisses empfunden.
Obwohl der Mast nicht unter Denkmalschutz steht, erwägt das Büro des Bürgermeisters bereits rechtliche Schritte. Da die Demontage ohne Genehmigung erfolgte, wird die rechtliche Perspektive noch erörtert. In der Zwischenzeit will das Bürgermeisteramt mit dem Landwirt Kontakt aufnehmen, um herauszufinden, ob es möglich ist, die Fragmente des zerstörten Objekts zu bergen.
Darüber hinaus beabsichtigen die Behörden, einen lokalen Schutzmechanismus für die überlebenden Masten einzuführen, um sicherzustellen, dass sich ähnliche Aktionen nicht wiederholen. Einige gut erhaltene Masten sind noch in Esch-sur-Alzette und in der Nähe des Nationalen Bergmuseums in Roumelange zu sehen, von denen einer sogar noch seine ursprüngliche Gondel besitzt.





