Georges Michaud: "Wenn das Herz des Sports aus Freiwilligen besteht, dann schlägt es jetzt noch schwächer"

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In einem Interview mit dem Tageblatt räumte der luxemburgische Sportminister Georges Mischo ein, dass sich der Sportsektor des Landes in einer Krise befindet. Trotz einer wachsenden Bevölkerung sind immer weniger Menschen bereit, sich langfristig in Sportvereinen zu engagieren.
Nach Ansicht des Ministers werden Vereine immer häufiger von der Begeisterung einzelner Personen getragen, die nach 20 oder 40 Jahren ehrenamtlicher Arbeit völlig zu Recht aussteigen - und dann bricht die ganze Struktur zusammen. "Wenn der Verein innerlich nicht mehr normal funktioniert, gehen die Mitglieder", betont er.
Dafür gibt es mehrere Gründe: Zeitmangel, familiäre und berufliche Verpflichtungen, Identitätsverlust mit dem Verein, insbesondere wenn die Spieler nicht aus der Region stammen. Der schnelle Generationenwechsel und die Aggressionen im Jugendsport sind ebenfalls nicht gerade förderlich für das Engagement. Aber das Wichtigste ist, wie die Ministerin einräumt: "Das Herz des Sports ist das Ehrenamt. Wenn es aufhört zu schlagen, stehen wir vor großen Problemen.
Georges Michaud setzt auf eine "subside qualité plus"-Reform, die nicht nur für die unter 16-Jährigen, sondern für alle Vereinsmitglieder gelten soll - bis zum Alter von 99 Jahren, wie er sagt. Für 2025 sind zusätzliche Mittel in Höhe von 13,6 Millionen Euro vorgesehen, damit die Vereine professionelle Trainer und Verwalter einstellen können.
Der Minister fordert auch eine stärkere Inanspruchnahme des Sporturlaubs (congé sportif) - im Jahr 2024 wurden nur 6.425 Tage gewährt, was seiner Meinung nach "fast nichts" ist. Bis 2027 soll eine neue Reform ausgearbeitet werden, die zum Beispiel internationale Schiedsrichter einbezieht.
Michaud schlägt vor, dass die Rolle des "Sportkoordinators", der die Vereine über verfügbare Subventionen und Hilfe vor Ort informiert, aktiver eingeführt werden sollte. In den ersten drei Jahren übernimmt der Staat 80 % des Gehalts des Koordinators, danach wird der Satz reduziert.
Allerdings räumt der Minister ein: 900 der 1.300 Vereine haben noch keine Zuschüsse beantragt, obwohl das Geld vorhanden ist. "Die Formulare sind nicht kompliziert, aber es gibt nicht genug Informationsfluss", sagt er. Er schlug außerdem vor, ein Bonuskartensystem nach Leipziger Vorbild einzuführen, bei dem Ehrenamtliche für geleistete Stunden Rabatte erhalten.
Jüngste Studien haben gezeigt, dass der typische Freiwillige ein Mann über 60 Jahre alt ist. Jüngere Menschen entscheiden sich für Familie und Beruf. Der Minister stellt fest: "Wir werden kein Fahrrad erfinden. Dieses Problem gibt es auch in anderen Ländern.
Michaud strebt eine Professionalisierung der Vereine an - auch der kleinen mit 200 Mitgliedern. Außerdem ist eine Erhöhung der steuerfreien Vergütung für Ehrenamtliche - von 5.000 Euro auf 7.500 Euro pro Jahr - im Gespräch. Aber er betont: "Es geht nicht um Geld. Ehrenamtliche Arbeit sollte aus dem Wunsch heraus entstehen, nützlich zu sein".