Lex Delles: "Ein Handelskrieg ist ein Weg ins Nichts. Die EU muss geeint und pragmatisch sein"

Claude Piscitelli
In einem Interview mit Le Quotidien äußerte sich der luxemburgische Wirtschaftsminister Lex Delles (Lex Delles) scharf über das Vorgehen der USA im Welthandel, äußerte sich zuversichtlich über die Nachhaltigkeit der luxemburgischen Wirtschaft und erläuterte seinen Entschluss, als Vorsitzender der Demokratischen Partei zurückzutreten.
Delles sagte, die Zollpolitik der Regierung Donald Trump verursache "giftige Unsicherheit" auf den Märkten und werde unweigerlich zu einer Inflation auf beiden Seiten des Atlantiks führen. "Dies ist nicht nur für Luxemburg, Europa und die USA, sondern für die gesamte Weltwirtschaft ein Verlierer", sagte er.
Der Minister wies auf eine unmittelbare Bedrohung der Exporteure hin: Besonders betroffen sind die Hersteller von Stahl, Aluminium und Automobilteilen. Zusätzlich zu den Verlusten durch Zölle könnte der europäische Markt mit einem Überangebot an asiatischen Produkten konfrontiert werden, die zuvor für die USA bestimmt waren.
Delles besteht darauf: "Europas Antwort muss eine einheitliche Politik sein, nicht eine spiegelbildliche Eskalation." Er erinnerte daran, dass die EU nach wie vor der größte Binnenmarkt der Welt sei - dies sei der wichtigste Trumpf, der nicht verloren gehen dürfe.
"Wenn Luxemburg allein mit den USA verhandeln würde, stünde es ganz hinten in der Warteschlange. Aber wenn es die EU tut, ist das Gewicht anders", betonte er und verteidigte den Ansatz, dass Handelsabkommen in die ausschließliche Zuständigkeit der Europäischen Kommission fallen.
Skeptisch sieht der Minister auch die Idee, die Einfuhren von verflüssigtem Erdgas aus den USA zu erhöhen, was von Washington aktiv gefördert wird: "Das schafft neue gefährliche Abhängigkeiten", warnte er. Luxemburg setze auf die Entwicklung erneuerbarer Energiequellen und die regionale Zusammenarbeit - insbesondere im Bereich der Offshore-Windkraft und des Wasserstoffs.
Im April wurden beispielsweise 35,5 Prozent des gesamten im Land verbrauchten Stroms vor Ort erzeugt. Eine vollständige Autonomie ist jedoch schwer zu erreichen, wie Delles einräumt, und daher sind Investitionen in die grenzüberschreitende Infrastruktur wichtig.
Um die Auswirkungen der Energiekrise abzumildern, hat die Regierung 170 Millionen Euro zur Subventionierung der Preise bereitgestellt. Damit bietet Luxemburg laut Delles den Haushalten und Unternehmen die günstigsten Tarife in der Region. Dennoch erkennt er die Notwendigkeit eines nachhaltigen Modells an, das die Kaufkraft erhalten und die Dekarbonisierung fördern kann.
Mit Blick auf die interne Agenda äußerte sich Delles zum Konflikt mit den Gewerkschaften, die gegen die Verlängerung der Öffnungszeiten sind: "Wenn eine Seite alles blockiert und nicht zu einem Kompromiss bereit ist, können wir nicht vorankommen". Er forderte die Wiederherstellung eines uneingeschränkten sozialen Dialogs und betonte, dass er Vertreter sowohl der Gewerkschaften als auch der Arbeitgeber empfangen habe.
Seine Entscheidung, die Reform zu unterstützen, begründete er mit einem Auftrag aus dem Koalitionsvertrag zwischen CSV und DP: "Es geht darum, einen modernen und verständlichen Rechtsrahmen zu schaffen."
Mit Blick auf die Kritik von Marc Spautz, dem Vorsitzenden der CSV-Bundestagsfraktion, sagte Delles, es sei inakzeptabel, die in der Koalition getroffenen Vereinbarungen zu untergraben, insbesondere zu einem so sensiblen Zeitpunkt der Arbeitsrechtsreform.
Bei der Ankündigung seines Rücktritts als Vorsitzender der Demokratischen Partei führte er zeitliche Gründe an und drückte seine Unterstützung für Carole Hartmann aus, die für sein Amt kandidiert: "Sie kennt die Partei und ist bereit, mit ganzem Herzen zu arbeiten. Sie kann mit meiner Stimme rechnen.
Am Ende des Gesprächs betonte Delles: Trotz schwieriger Zeiten, von geopolitischen Konflikten bis hin zu globalen wirtschaftlichen Turbulenzen, hat Luxemburg allen Grund, zuversichtlich in seine Zukunft zu blicken, wenn es mit Europa Schritt hält und eine nachhaltige Wirtschaft entwickelt.