Erfahren Sie, wie Sie sich in diesem malerischen Land mit zuverlässigen und kostenlosen öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegen können.
Seit Februar 2020 sind alle öffentlichen Verkehrsmittel in Luxemburg für Einwohner und Touristen kostenlos. Dies ist nicht nur eine große Geste, sondern auch eine Entscheidung, die von praktischen Erwägungen diktiert wurde.
Luxemburg ist ein reiches Land. Seine Einwohner haben mehr Autos pro Kopf als alle anderen in der Europäischen Union. Das verursacht Staus, und die Autoabgase vergiften die Luft. Die kostenlosen öffentlichen Verkehrsmittel sollen dem entgegenwirken: Fünf Fahrgäste mehr in der Straßenbahn bedeuten fünf Autofahrer weniger auf der Straße. Und wie kann man die Menschen dazu bringen, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen? Geld (und dessen Einsparung) ist die beste Motivation.
Außerdem war der öffentliche Verkehr ohnehin nicht rentabel. Zu der Zeit, als er kostenlos wurde, deckten die Einnahmen aus dem Fahrkartenverkauf nicht einmal 10 % der Transportkosten. Die restlichen Kosten wurden durch Steuern gedeckt. Es hat sich also nichts grundlegend geändert.
Luxemburg ist das erste Land der Welt, das die Fahrpreise für öffentliche Verkehrsmittel auf seinem Staatsgebiet vollständig abschafft.
Alle öffentlichen Verkehrsmittel im Land sind kostenlos. Die Liste umfasst Züge, Busse, Straßenbahnen und sogar die Standseilbahn. Fahrgäste müssen nur dann ein Ticket kaufen, wenn sie in der ersten Klasse reisen oder einen grenzüberschreitenden Zug besteigen möchten. Auch für Gepäck und Haustiere werden keine Gebühren erhoben.
Allerdings sind die Taxidienste in Luxemburg nicht kostenlos, ebenso wenig wie einige Parkplätze für Autos. Wenn Sie ein eigenes Fahrzeug haben, lesen Sie mehr über das Parken in Luxemburg in unserem speziellen Leitfaden: Wie Sie Ihr Auto in Luxemburg parken.
Die Luxemburger Eisenbahn besteht aus sechs Linien mit einigen Abzweigungen. Alle Linien beginnen in der Hauptstadt, führen in verschiedene Regionen des Landes und setzen sich über die Landesgrenzen hinaus fort, während die Abzweigungen in der Regel Sackgassen sind, die in relativ abgelegene Gemeinden führen.
Die Züge in Luxemburg sind in normale Züge (RegionalBahn) und Hochgeschwindigkeitszüge (Regional Express) unterteilt. Beide Arten von Zügen fahren die gleichen Strecken, nur die Schnellzüge halten weniger.
Sie brauchen keine Fahrkarte, um mit dem Zug zu fahren, steigen Sie einfach ein und fahren Sie los. Zugverbindungen und Fahrpläne finden Sie in der CFL Mobile App.
Der Bus ist das beliebteste öffentliche Verkehrsmittel in Luxemburg. Das Busnetz ist umfangreicher als das Schienennetz. Fast jeder Ort im Land kann mit dem Bus erreicht werden. Mehr als 250 Buslinien verkehren landesweit. Einunddreißig davon verkehren in der Hauptstadt.
Luxemburg hat die Straßenbahn in der Mitte des letzten Jahrhunderts abgeschafft. Der Straßenbahnbetrieb wurde erst vor ein paar Jahren wieder aufgenommen. Daher gibt es jetzt nur noch eine Straßenbahnlinie in Luxemburg. Sie verbindet den Hauptbahnhof (Gare Routiere) mit dem Kirchberg. Die Eröffnung von ein bis vier weiteren Linien ist vor 2035 geplant. Natürlich werden auch sie Teil des öffentlichen Verkehrsnetzes sein, was bedeutet, dass die Fahrten mit der Straßenbahn weiterhin kostenlos sein werden.
Normalerweise ist die Seilbahn eine Attraktion und/oder der Weg zur Skipiste. Aber die Luxemburger Standseilbahn gilt aufgrund des Geländes als vollwertiges öffentliches Verkehrsmittel: Sie ist der kürzeste Weg, um auf das Kirchberg-Plateau hinauf oder von dort hinunter in den Stadtteil Pfaffenthal zu gelangen.
Ja, wenn Sie ins Ausland fahren, müssen Sie eine Fahrkarte kaufen. Vernachlässigen Sie es nicht: Die teuersten Fahrkarten kosten nicht mehr als 100 Euro und die Strafen für Schwarzfahren können mehrere tausend Euro erreichen.
Auf dem Landweg können Sie von Luxemburg aus in die Grenzländer Frankreich, Deutschland und Belgien gelangen. Der einfachste Weg, die Grenze zu überqueren, ist mit dem Zug. Der Preis der Fahrkarte hängt von der Entfernung und dem Zielort ab: Fahrkarten in größere Städte sind teurer.
Der billigste und schnellste Weg ist ein Ticket zweiter Klasse bis zur Grenzstadt Thionville: eine halbe Stunde und 3,90 Euro. Die Fahrt in die Hauptstadt dauert dagegen 2,5 Stunden und kostet 66 Euro. Im Vergleich zu einem Ticket nach Straßburg, welches ungefähr die gleiche Entfernung hat und nur 19,50 Euro kostet, ist es mehr als dreimal so teuer.
Eine Fahrkarte in die Grenzstadt Trier kostet 5,40 Euro, die Fahrzeit beträgt eine Stunde. Die Fahrt nach Frankfurt und Stuttgart dauert 4,5 bzw. 4 Stunden und kostet 65 bzw. 95 Euro.
Die Fahrt in die Grenzstadt Arlon dauert nur 20 Minuten und kostet 4,60 Euro. Die 3,5-stündige Fahrt nach Brüssel kostet 33,10 Euro und die 4,5-stündige Fahrt nach Antwerpen 43,50 Euro.
Luxemburg ist ein Land mit hohem Einkommen und preiswertem Benzin. Die kostenlosen öffentlichen Verkehrsmittel waren ein Versuch, den Verkehr auf den Straßen zu entlasten, indem die Autofahrer motiviert wurden, stattdessen mit Bus und Bahn zu fahren.
Nach mehr als drei Jahren des Experiments können wir sagen, dass es seine Hauptaufgabe bisher nicht erfüllt hat. Die Verkehrsüberlastung nahm während der Covid-Beschränkungen ab, aber vor einem Jahr war sie wieder auf dem Niveau von vor der Covid-Beschränkung oder überstieg sie sogar.
Der finanzielle Anreiz war zu gering. Luxemburg ist nach wie vor ein Land mit hohem Einkommen und billigen Brennstoffen. Und die Behörden haben die Kraftstoffpreise nicht künstlich erhöht, um die Energiekrise nicht zu verschärfen.
Gleichzeitig haben sich die öffentlichen Verkehrsmittel nicht grundlegend verbessert. Züge und Busse funktionieren noch genauso wie früher, Straßenbahnen und Standseilbahnen waren auch schon vor der Einführung des Nulltarifs in Betrieb.
Ein großer Teil der Autofahrer, die im Stau stehen, sind Menschen, die in Luxemburg arbeiten und im Ausland leben. Die öffentlichen Verkehrsmittel helfen ihnen nicht, weil der Verkehr zwischen den Ländern nicht kostenlos ist. Ja, diese Menschen können über die Grenze fahren, ihr Auto auf einem Parkplatz stehen lassen und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln weiterreisen. Aber für sie ist es oft immer noch besser, mit dem Auto direkt zur Arbeit zu fahren.
Das Ergebnis dürfte noch deutlicher ausfallen, wenn die Regierung zusätzliche Maßnahmen einführt: vier neue Straßenbahnlinien zusätzlich zu den bestehenden, eine Reform des Bahnbetriebs und eigene Busfahrstreifen. Dann wird die Bequemlichkeit und die Kostenlosigkeit ein überzeugenderes Argument für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel sein als die bloße Bequemlichkeit.
Die bezahlte Beförderung wird den Haushalt nicht wesentlich verändern. Wenn die Fahrpreise gleich bleiben, werden sie immer noch weniger als 10 % der Beförderungskosten decken. Derzeit werden sie von den Steuerzahlern getragen.
Obwohl die kostenlose Beförderung ihren praktischen Zweck noch nicht erfüllt hat, ist sie ein schönes und wahres Aushängeschild für Luxemburg als Staat der sozialen Gerechtigkeit, in dem jeder das Recht auf erschwingliche Reisen hat.
Quelle: mobiliteit.lu, vdl.lu, luxtoday.lu
Fotos aus diesen Quellen: Gabor Koszegi für Unsplash, Daria Saltykova für Luxtoday, maps-luxembourg-lu.com