Heilung der Alzheimer-Krankheit: Hoffnung auf Eis gelegt

Alex Shuper, Unsplash
Die europäische Zulassung von Leqembi (Lecanemab) ist ein Novum in der Behandlung der Alzheimer-Krankheit in Luxemburg, wo theoretisch bis zu 2 000 Menschen davon profitieren könnten. Es handelt sich nicht nur um ein weiteres Medikament zur Linderung der Symptome, sondern um einen Versuch, den eigentlichen Mechanismus der Hirnzerstörung zu stoppen, indem die Amyloid-Ablagerungen angegriffen werden, ein zentrales Glied in der Pathogenese der Alzheimer-Krankheit. Doch hinter dem Versprechen eines wissenschaftlichen Durchbruchs verbergen sich schwerwiegende Einschränkungen.
Professor Michael Heneka, Leiter des Zentrums für Systembiomedizin an der Universität Luxemburg, erklärt: "Die Wirkung von Leqembi ist nur innerhalb eines engen Zeitrahmens möglich - Jahrzehnte nach Beginn der Amyloid-Akkumulation, aber vor dem Auftreten erheblicher kognitiver Schäden. Mit anderen Worten: Um mit der Behandlung beginnen zu können, muss bei einem Patienten die Krankheit lange vor dem Auftreten der offensichtlichen Symptome diagnostiziert werden. Dies wirft die Frage auf, wie viele Menschen tatsächlich von der Therapie profitieren werden - selbst unter den 1 500, die formal zur Zielgruppe gehören.
Außerdem hat das Medikament keine Wirkung auf andere, parallel laufende neurodegenerative Prozesse, die das Gehirn weiter zerstören. Leqembi verlangsamt also die Krankheit, kann sie aber nicht aufhalten.
Ein weiterer Knackpunkt ist die Sicherheit. Das Medikament birgt das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen, darunter Hirnschwellungen und Blutungen. Menschen mit bestimmten genetischen Merkmalen - zum Beispiel Träger der APOE-ε4-Genvariante - werden von potenziellen Patienten ausgeschlossen, weil das Risiko von Komplikationen für sie zu hoch ist. Dieses genetische "Sieb" engt den Kreis derjenigen, die für eine Therapie in Frage kommen, weiter ein.
Auch wer die medizinischen Kriterien erfüllt, muss sich im ersten Jahr der Behandlung vier obligatorischen medizinischen Untersuchungen unterziehen. Dies ist für die kontinuierliche Überwachung der Nebenwirkungen erforderlich. Darüber hinaus kann das Vorhandensein anderer medizinischer Bedingungen dazu führen, dass ein Patient automatisch von der Behandlung mit Leqembi ausgeschlossen wird.
Die Therapiekosten belaufen sich auf etwa 26.000 Euro pro Jahr. Bevor das Medikament in Luxemburg erhältlich ist, muss es von der belgischen Aufsichtsbehörde (an deren Entscheidungen sich das Land orientiert) genehmigt werden, Preisverhandlungen führen und in das nationale Behandlungsprotokoll aufgenommen werden. Das Gesundheitsministerium geht davon aus, dass das Medikament frühestens Mitte des Jahres zur Verfügung stehen wird.
Für diejenigen, die eine frühere Behandlung wünschen, besteht die Möglichkeit, einen individuellen Antrag bei der Nationalen Krankenkasse (CNS) zu stellen, doch werden solche Fälle gesondert behandelt.
Wissenschaftlich gesehen ist Leqembi ein wichtiger Schritt nach vorn: Es ist das erste in der EU anerkannte Medikament, das die Pathogenese der Alzheimer-Krankheit beeinflusst. Es bietet eine, wenn auch kleine, Chance, die Krankheit zu verlangsamen. Doch die praktische Umsetzung gleicht bisher einem engen Flaschenhals: Eine Vielzahl von Filtern - vom Zeitpunkt der Diagnose über die Genetik bis hin zu Begleiterkrankungen - lassen den meisten Patienten wenig Hoffnung auf Heilung.