Gefährdeter Frühling: Nachtfröste in Luxemburg gefährden die Obsternte

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Kühle Nächte mit Temperaturen bis zu -2...-3°C wurden in ganz Luxemburg mehrere Tage hintereinander registriert, was Landwirten und Winzern Sorgen bereitet. Dies ist eine kritische Zeit: Bäume und Pflanzen befinden sich in der aktiven Phase der Blüte und des Wachstums und sind daher extrem anfällig für Kälte.
"Schon eine Stunde unter -2°C kann schwerwiegende Folgen haben", warnt Jean-Claude Muller, Präsident des luxemburgischen Gartenbauverbandes. Bereits im vergangenen Jahr haben Spätfröste den Pflaumen, Kirschen und Birnen stark zugesetzt. Je nach Blühstadium variiert die kritische Temperaturschwelle: bis -4°C kann der Baum ohne Blüten überleben, aber bei -1,5°C mit bestäubten Blüten können irreversible Schäden auftreten.
Die Weinberge sind noch nicht ganz "erwacht", was eine gewisse Atempause bedeutet. "Im Moment befinden sich die Weinberge noch in der Ruhephase, und das rettet uns", erklärt Antoine Clasen, Generaldirektor von Caves Bernard Massard, gegenüber L'Essentiel. Aber er verhehlt nicht seine Besorgnis: "Letztes Jahr haben wir 30 Prozent unserer Ernte durch Frost verloren, in einigen Gebieten sogar 100 Prozent". In der Vergangenheit hat es in der Region sogar Anfang Mai Frost gegeben, wie zum Beispiel am 5. Mai 2019, weshalb die Winzer die Vorhersage bis Mitte Mai mit Vorsicht genießen.
Der Frost hat auch die Entscheidung der Gemüsebauern beeinflusst. "Wir pflanzen noch nichts im Freien an", sagt Sandrine Pingeon, Landwirtin aus Munsbach. Alle Jungpflanzen stehen in Gewächshäusern - und selbst dort sind sie mit zusätzlichen Schutzfolien abgedeckt. Der Grund dafür sind die drastischen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, die Setzlinge buchstäblich über Nacht abtöten können.
Eine vorzeitige Erwärmung, gefolgt von Frost, ist ein beunruhigender klimatischer Trend der letzten Jahre. Die Landwirte leben seit einigen Jahren zwischen Hoffen und Bangen, denn jede Blüte ist eine potenzielle Frucht und jeder Frost ist ein Schritt in Richtung Verlust.