

Die Zukunft der städtischen Mobilität in Luxemburg: Elektrofahrräder, Elektroautos und Ladeinfrastruktur
Luxemburg stellt aktiv auf Elektroautos und Elektrofahrräder um und baut eine Ladeinfrastruktur auf, um die Nutzung von Privatfahrzeugen bis 2035 deutlich zu reduzieren.
Luxemburg ist dabei, seine urbane Mobilität aktiv umzugestalten, wobei der Schwerpunkt auf dem elektrischen Verkehr und multimodalen Lösungen liegt. Dieses Engagement für eine nachhaltige Entwicklung wird von ehrgeizigen Klimazielen und dem Wunsch angetrieben, die Lebensqualität im Land zu verbessern.
Aktuelle Situation (2024-2025)
Luxemburg ist bereits eines der führenden Länder bei der Elektrifizierung. Trotz seiner geringen Größe fördert es selbstbewusst die nachhaltige Mobilität, sowohl im Bereich der Kleinfahrzeuge als auch im Personenverkehr.
Elektrofahrräder: Zunehmende Beliebtheit
Elektrofahrräder sind aus dem Stadtbild Luxemburgs nicht mehr wegzudenken. Das Verleihsystem vel'OH! wurde komplett auf Elektroantrieb umgestellt und bietet rund 1.000 Elektrofahrräder an 116 Stationen an. Diese Modernisierung 2018 führte zu einer Verfünffachung der Nachfrage mit mehr als 800.000 Fahrten im Jahr 2021. Die Zahl der Langzeitabonnenten liegt heute bei über 20.000, die Zahl der verkauften Kurzzeittickets bei über 50.000. Die Elektrofahrräder erleichtern die Fahrt durch die hügelige Landschaft Luxemburgs und erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 25 km/h.
Zusätzlich zu den Leihfahrrädern kaufen die Einwohner aktiv eigene Elektrofahrräder. Prognosen zufolge wird der Markt bis 2029 um etwa 20 % pro Jahr wachsen. Der durchschnittliche Besitzer eines Elektrofahrrads ist zwischen 35 und 50 Jahre alt und legt Wert auf Qualität und Sicherheit, was sich in häufigen Wartungsbesuchen in Servicecentern widerspiegelt. Im Jahr 2023 verlangsamt sich das Tempo der Neukäufe von Elektrofahrrädern aufgrund der Marktsättigung leicht; der Schwerpunkt verlagert sich nun auf Wartung und Langlebigkeit.
Elektrofahrzeuge und Ladestationen: nationale Abdeckung

Luxemburg stellt auch aktiv auf Elektrofahrzeuge um: Ende 2023 waren mehr als 30.000 Elektrofahrzeuge (einschließlich Hybride) zugelassen, was etwa 15,7 % des gesamten Fahrzeugbestands des Landes entspricht. Der Verkauf von neuen Elektrofahrzeugen stieg 2023 um 72 %.
Die entwickelte Ladeinfrastruktur umfasst:
- Mehr als 700 öffentliche Chargy-Ladepunkte im ganzen Land, jeder mit zwei Steckdosen mit einer Leistung von bis zu 22 kW. Die Bezahlung erfolgt einheitlich über die mKaart-Chipkarte.
- Für Langstreckenfahrten werden SuperChargy-Schnellladegeräte (160-350 kW) eingeführt, die die Batterie in 15-45 Minuten von 20 Prozent auf 80 Prozent aufladen. Bis Mitte 2023 gibt es rund 3.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte, womit Luxemburg über eines der dichtesten Netze in der EU verfügt.
- Bis 2024 sollte die Zahl der SuperChargy-Stationen auf 90 an 18 wichtigen Standorten, vor allem an Autobahnen, erhöht werden.
Die Kosten für das Aufladen bleiben bescheiden und liegen ab 2025 bei etwa 0,48 € pro kWh, obwohl einige Betreiber Rabatte anbieten.
Carsharing: Nische, aber vielversprechend
Carsharing ist noch nicht so populär, aber es ist vorhanden. Es gibt zwei große Netze: Flex (national, ca. 60 Stationen) und Carloh (kommunal in Luxemburg-Stadt, 19 Parkplätze). Ihr Ziel ist es, für gelegentliche Fahrten eine Alternative zum eigenen Auto zu bieten. Bislang ist die Wirkung jedoch eher mäßig: Carloh zum Beispiel macht nur 200-300 Fahrten pro Woche. Dennoch kann jedes Carsharing-Fahrzeug bis zu 10 private Autos ersetzen. Die nationale Strategie Modu 2035 sieht Carsharing als Element multimodaler "Mobilitätsknotenpunkte" vor.
Das Hauptproblem des luxemburgischen Carsharings besteht darin, dass es mit dem Dienstleistungsprinzip völlig unvereinbar ist. Carsharing impliziert, dass ein Nutzer ein Auto in seiner unmittelbaren Umgebung finden kann, eine Fahrt macht und das Auto am Endpunkt abstellt, wo es vom nächsten Nutzer abgeholt werden kann.
In Luxemburg sind Sie jedoch verpflichtet, sich am Parkplatz einzufinden, die Schlüssel entgegenzunehmen und das Auto am Ende der Fahrt auf demselben Parkplatz wieder abzugeben, so dass Carsharing in Luxemburg praktisch nur ein weiterer Autoverleih ist.
Staatliche und kommunale Politik
Die luxemburgische Regierung fördert aktiv die Einführung von Elektrofahrzeugen und aktiver Mobilität durch das Subventionsprogramm Klimabonus Mobilitéit. Die Subventionen für neue Elektrofahrzeuge können bis zu 6.000 € betragen. Außerdem gibt es eine neue Prämie von 1.500 € für den Kauf eines gebrauchten Elektrofahrzeugs, das älter als drei Jahre ist, was den Sekundärmarkt ankurbeln dürfte.
- Für die aktive Mobilität gab es bis Herbst 2024 einen Zuschuss in Höhe von 50 % der Kosten für ein konventionelles oder elektrisches Fahrrad (maximal 600 €), aber ab Oktober 2024 ist dieser Zuschuss nur noch für Personen mit geringem Einkommen verfügbar.
- Eine neue Unterstützung von bis zu 1.000 € (50 % des Preises) für den Kauf eines Lastenfahrrads (Cargo Bike) wurde eingeführt, um Familien und Kurierdienste zu ermutigen, auf umweltfreundliche Fahrradtransporter umzusteigen.
- Senkung des Mehrwertsteuersatzes für Elektrofahrräder von 17 % auf 8 %.
Strategische Ziele: weniger private Pkw bis 2030-2035
Luxemburg hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt, um die Motorisierung und die CO₂-Emissionen zu verringern. Bis 2030 sollen die nationalen Emissionen gegenüber 2019 um 62 % gesenkt werden, und fast 49 % aller Autos sollen elektrisch betrieben werden. Im Rahmen ihrer eigenen Strategie "Mobilitéitsplang 2035" plant die Hauptstadt, den Anteil des Radverkehrs auf 11 % zu erhöhen und die Nutzung des privaten Pkw auf 25 % aller Fahrten zu reduzieren.
Um diese Ziele zu erreichen, wird die Fahrradinfrastruktur aktiv ausgebaut: Es werden neue Radwege (einschließlich "Fahrradautobahnen") gebaut, Fahrradstraßen eingeführt und die Geschwindigkeit des Autoverkehrs in Wohngebieten verringert. Es wurden Änderungen an den Verkehrsregeln vorgenommen, wie z. B. ein vorgeschriebener Abstand von 1,5 Metern beim Überholen von Radfahrern. Das Ministerium für Mobilität verlangt nun, dass bei jedem neuen Verkehrsprojekt eine Fahrradinfrastruktur vorgesehen wird.
Die Rolle des freien Verkehrs und der Multimodalität
Ab dem 1. März 2020 werden alle öffentlichen Verkehrsmittel in Luxemburg (Busse, Straßenbahnen, Züge) kostenlos sein. Dies ist ein beispielloser Schritt, der die "Bindung" der Bevölkerung an das eigene Auto verringern soll. Analysen haben jedoch gezeigt, dass ein Nulltarif allein noch keine Garantie für den Verzicht auf das Auto ist.
Die Behörden investieren in die Verbesserung der Qualität und der Reichweite des öffentlichen Verkehrs:
- Das Straßenbahnnetz wird ausgebaut: Bis 2030 sind 4 vollständige Straßenbahnlinien geplant.
- Die Bahn wird modernisiert, unter anderem durch 14 Großprojekte für neue Strecken und zusätzliche Gleise.
- Mobility Hubs" - Knotenpunkte, an denen man bequem von einem Verkehrsmittel auf ein anderes umsteigen kann - werden derzeit entwickelt.
Die App Mobilitéit.lu hat sich zu einer vollwertigen Mobility-as-a-Service (MaaS)-Plattform entwickelt, die Informationen zu allen Verkehrsträgern bündelt, Routen von Tür zu Tür anbietet und Anreize für die Wahl öffentlicher Verkehrsmittel schafft.
Zukünftige Trends (2025-2030)
Die Zahl der Nutzer von Elektrofahrzeugen wird in den nächsten 5-10 Jahren voraussichtlich stetig steigen. Es wird erwartet, dass der Markt für Elektrofahrräder jährlich um etwa 20 Prozent wachsen wird, und es ist wahrscheinlich, dass Elektrofahrräder bald die konventionellen Fahrräder in Bezug auf den Anteil der Neuanschaffungen überholen werden. Luxemburg rangiert auf dem Index für die Bereitschaft zur Elektromobilität" unter den Top 10 in Europa, was auf das hohe Einkommen, die großzügigen Subventionen und die kurzen Entfernungen zurückzuführen ist, die die Reichweitenangst" verringern. Bis zum Ende des Jahrzehnts dürften die meisten verkauften Neuwagen batteriebetrieben sein, insbesondere angesichts des geplanten Verbots neuer Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor in der EU bis 2035. Auch das Stadtbild wird sich verändern: Parkplätze werden mit Ladesteckdosen ausgestattet, Tankstellen werden zu Elektrotankstellen umgewandelt.

Das Konzept der "Multiformat-Mobilität" wird auch im Alltag Einzug halten. Luxemburg bemüht sich bereits um die Verwirklichung des Konzepts "Mobility as a Service". Die Plattform Mobilitéit.lu hat durch die Zusammenführung von Fahrplänen und Daten verschiedener Betreiber den Grundstein dafür gelegt. Der nächste Schritt besteht darin, Buchungs- und Zahlungsfunktionen für Dienstleistungen hinzuzufügen. Bis zum Jahr 2030 ist ein einziger digitaler Fahrschein für das gesamte Stadtgebiet zu erwarten, einschließlich Fahrradverleih und anderer Dienstleistungen. Wahrscheinlich werden auch Park-and-Ride-Systeme entwickelt, bei denen eine Fahrt bequem eine morgendliche Fahrt mit dem Privatwagen zu einem peripheren Knotenpunkt und dann ein Umsteigen auf ein schnelles öffentliches Verkehrssystem oder ein Fahrrad kombiniert wird.
Luxemburg verfolgt die Entwicklung unbemannter Fahrzeuge aufmerksam. Autonome kleine Shuttles werden bereits getestet: 2023 startete die Eisenbahngesellschaft CFL ein Pilotprojekt mit zwei selbstfahrenden Minibussen im Raum Esch-Belval, die ab 2024 regelmäßig verkehren sollen. Sollten sich die Versuche als erfolgreich erweisen, wäre eine Ausweitung solcher Dienste auf andere Stadtteile bis 2030 denkbar. Neben den Shuttles ist Luxemburg auch an europäischen Initiativen zum autonomen Fahren beteiligt. Es ist wahrscheinlich, dass Robotaxis oder autonomes Carsharing in begrenzten Gebieten im kommenden Jahrzehnt Realität werden, auch wenn die Behörden betonen, dass Drohnen den öffentlichen Verkehr nicht ersetzen, sondern ergänzen werden.
Internationaler Kontext: Nachbarn und Vorbilder
Luxemburg ist den Nachbarländern beim Übergang zu einer nachhaltigen Mobilität bei einer Reihe von Indikatoren voraus. So liegt Luxemburg beispielsweise beim Anteil der Elektrofahrzeuge an der Fahrzeugflotte (~8 %) vor Frankreich (~15 % Ende 2023) und Belgien. Beim Thema "Radfahren" hinkt Luxemburg jedoch noch hinterher: 2017 betrug der Anteil der Fahrräder an der gesamten städtischen Mobilität nur 2 %, verglichen mit 5-15 % in Brüssel oder Paris.
Luxemburg könnte von den Erfahrungen Belgiens bei der Förderung von E-Bikes lernen, wo bereits mehr als 15 % der Bevölkerung mindestens einmal im Jahr ein Elektrofahrrad benutzen. Frankreich ist interessant mit seiner Politik, den Autoverkehr in den Städten zu begrenzen. Deutschland hingegen setzt auf technologische Innovationen (z. B. Wasserstofftransport), und auch Luxemburg bewegt sich in diese Richtung, indem es Brennstoffzellen subventioniert und Wasserstoffbusse plant.
Das Großherzogtum wird auch von guten Beispielen in den Nachbarstädten beeinflusst. Amsterdam zeigt, wie die Fahrradinfrastruktur die urbane Mobilität radikal verändern kann. Dort werden bis zu 38 % aller Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt. Kopenhagen ist dafür bekannt, dass ~62 % der Einwohner mit dem Fahrrad zur Arbeit oder zur Schule fahren, dank sicherer Radwege und der Bevorzugung von Radfahrern an Ampeln. Zürich wird oft als Vorbild für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Auto und Alternativen angeführt und verfolgt eine Politik des "Autoverzichts". Luxemburg könnte von Zürichs Idee einer strikten Parkbeschränkung im Zentrum lernen.
Luxemburg kann seine Kompaktheit gut nutzen, um die Idee des Reisens ohne eigenes Auto zu fördern.
Praktische Herausforderungen und Probleme
Die meisten Innovationen werden im Großstadtgebiet umgesetzt. Für eine wirklich integrative "Mobilität für alle" ist es wichtig, das Netz über die Stadtgrenzen Luxemburgs hinaus auszubauen. Die Regierung ist sich dessen bewusst: Das nationale Fahrradnetz soll auch ländliche Gebiete anbinden, und es werden neue Bahnhöfe und Abfangparkplätze gebaut. Die Bewohner abgelegener Gemeinden sind jedoch immer noch stark auf das Auto angewiesen.

Die Verbreitung von Elektroscootern und Elektrofahrrädern wirft die Frage der Sicherheit auf. Luxemburg hat bereits die Gesetzgebung geändert, um die Rechte der schwächeren Verkehrsteilnehmer zu schützen. Dennoch erfordern Unfälle mit Elektrofahrrädern und -rollern Aufmerksamkeit. Höhere Geschwindigkeiten (25 km/h und mehr) bedeuten, dass Zusammenstöße schwerwiegender sein können. Es bedarf einer Infrastruktur zur Trennung der Ströme und einer Aufklärung der Nutzer. Auch die Durchsetzung der Vorschriften ist wichtig, da sich nicht alle Autofahrer an die Regeln halten, z. B. an den vorgeschriebenen 1,5-Meter-Abstand beim Überholen von Radfahrern.
Beim Übergang zu einer nachhaltigen Mobilität geht es nicht nur um die Infrastruktur, sondern auch um die Gewohnheiten der Menschen. Luxemburg muss einen etablierten, "autozentrierten" Lebensstil überwinden. Viele Menschen sind es gewohnt, auch kurze Strecken zu fahren, und obwohl der kostenlose Transport die finanzielle Barriere beseitigt hat, bleiben psychologische Barrieren bestehen, wie z. B. die Abneigung, den Komfort eines privaten Autos für die Unannehmlichkeiten des öffentlichen Verkehrs aufzugeben.
Luxemburg ist mit seinen Ressourcen und seinem politischen Willen ein interessantes Beispiel für das heutige Europa. Das Land zeigt, dass radikale Maßnahmen - kostenloser Verkehr, umfangreiche Subventionen, ein integrierter Ansatz - funktionieren können, wenn sie beharrlich umgesetzt werden. Es liegt noch viel Arbeit vor uns, aber die wichtigsten und interessantesten Veränderungen sind bereits im Gange. Luxemburg ist auf dem besten Weg in eine mobile, elektrische und nachhaltige Zukunft, in der die Lebensqualität der Bürger und der Schutz der Umwelt im Mittelpunkt stehen.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wie weit ist das Bikesharing und die Nutzung von Elektrofahrrädern in Luxemburg entwickelt?
Wie viele Ladestationen gibt es im Land, und wer betreibt sie?
Welche Subventionen gibt es für Elektrofahrzeuge?
Ist die Infrastruktur außerhalb der Hauptstadt ausreichend entwickelt?
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