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Blumen, Knochen und Licht: Michel Medinger kehrt zu Vanitas zurück

Zuletzt aktualisiert
09.06.25
Foto art in Luxembourg

JSB Co., Unsplash

Fotograf, Olympionike, Perfektionist - Michel Medinger hat nicht nur ein beeindruckendes Bildarchiv hinterlassen, sondern auch eine künstlerische Philosophie, die von Themen des Verfalls und der Eitelkeit durchdrungen ist. Seine letzte Ausstellung Vanitas, die im Rahmen des Europäischen Monats der Fotografie in der Villa Vauban eröffnet wurde, ist nicht nur ein Schlusspunkt, sondern ein Dialog zwischen Leben und Tod, zwischen Licht und Schatten, zwischen klassischer Kunst und surrealistischer Fotografie.

Die Ausstellung, die zuvor auf dem Festival von Arles 2024 gezeigt wurde, zeigt eine Auswahl von Selbstporträts und Stillleben, Genres, mit denen sich Medinger besonders intensiv beschäftigt hat. Seine Kameras fingen nicht nur Objekte ein, sondern auch deren Sterben: Blumen, die kurz vor dem Verwelken stehen, Schädel, tote Insekten - alles Erinnerungen an die Sterblichkeit, die auf den lateinischen Ausdruck memento mori verweisen.

Medinger begann zunächst mit seinem Vater Rembrandt-Gemälde zu kopieren. Diese Faszination führte ihn zu einer Besessenheit von Licht und Schatten: In jeder Fotografie gibt es eine präzise Lichtregie. Das Licht beleuchtet nicht nur, es unterstreicht, es teilt die Komposition in Lebende und Tote.

Mehr als 40 Jahre lang arbeitete Medinger in seiner eigenen Dunkelkammer und kontrollierte sorgfältig jeden Schritt des Prozesses. Dennoch gab es in seinen Fotografien oft Raum für das Unerwartete: ein Riss in einem Blütenblatt, eine unregelmäßige Stofffalte, ein Glanz, der Tote lebendig werden lässt.

Nur wenige wissen, dass Michel Medinger 1964 Luxemburg bei den Olympischen Spielen in Tokio als Mittelstreckenläufer vertrat. Diese sportliche Disziplin hat seine Herangehensweise an die Fotografie geprägt: Konzentration, Ausdauer und ein absolutes Streben nach Perfektion. Jedes Foto ist wie ein perfekter Lauf zur Ziellinie.

Die Villa Vauban, in der auch Gemälde aus dem achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert ausgestellt sind, scheint die perfekte Bühne für Medingers Arbeit zu sein. Seine Fotografien hängen neben Stillleben, darunter auch Werke von Ferdinand Heilbuth, und schaffen ein visuelles Gespräch zwischen Malerei und Fotografie, zwischen Tradition und Herausforderung.

Medinger hat sich nie darum bemüht, es allen recht zu machen. Seine Fotografien können erschrecken, abstoßen oder erfreuen - aber sie lassen einen nicht gleichgültig. Durch seine Arbeit hat er den Tod ästhetisch greifbar gemacht, ihm Form und Licht gegeben und ihn Teil eines Dialogs über Kunst und Leben werden lassen.

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09.06.25

Fotos aus diesen Quellen: JSB Co, Unsplash

Autoren: Alex Mort

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