Digitale Bedrohung in Form einer Streifenkamera: Luxemburger Polizeiserver wurden möglicherweise gehackt

Nik, Unsplash
Luxemburg steht im Zentrum eines internationalen Cybersicherheitsskandals: Wie der deutsche Experte Tim Philipp Schäfers aufdeckte, nutzte die luxemburgische Sonderpolizeieinheit Gato2 das von der israelischen Firma Infodraw entwickelte Videoüberwachungssystem Media Relay System (MRS) - und dieses erwies sich als gefährlich anfällig.
Das Problem wurde fast zufällig entdeckt. Durch die Untersuchung öffentlich zugänglicher IP-Adressen fand Schäfers zwischen 20 und 30 anfällige Infodraw-Server in der ganzen Welt, darunter einen, der eindeutig zu Luxemburg gehört. Dieser Server erlaubte eine Verbindung ohne Passwort und öffnete damit das Tor zu potenziell sensiblen Daten.
MRS-Schwachstellen boten Angreifern eine breite Palette von Möglichkeiten: Zugriff auf alle Audio- und Videoaufzeichnungen, Anschluss gefälschter Kameras, Löschen oder Ändern von Aufzeichnungen und Installieren bösartiger Firmware zur langfristigen Kontrolle des Systems. Dabei geht es nicht nur um das Durchsickern von Daten, sondern auch um die Manipulation von Ermittlungsmaterial, die Manipulation von Beweismitteln und die verdeckte Überwachung.
Nach der Veröffentlichung der Geschichte in der deutschen Publikation Golem.de und einer Warnung des nationalen Cyberabwehrdienstes GovCERT.lu wurde der verdächtige Server sofort abgeschaltet. Ein Polizeisprecher bestätigte die Nutzung des Systems und versicherte, dass es zu diesem Zeitpunkt keine Anzeichen für eine Gefährdung von persönlichen oder Ermittlungsdaten gebe.
Es wurde jedoch eine forensische Prüfung eingeleitet. Die Polizei betonte, dass alle verwendeten Lösungen regelmäßig "auf Schwachstellen geprüft" werden und die Sicherheit der Systeme ständig verbessert wird.
Infodraw, das unter anderem Deutschland und Belgien mit Überwachungssystemen beliefert, hat sich zu den Vorwürfen von Schaeffers noch nicht geäußert. In der Zwischenzeit betreffen die in ihrer Software festgestellten Schwachstellen nicht nur Luxemburg, sondern auch internationale Einrichtungen.