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Luxemburg streitet über Energie, lehnt aber die Atomkraft ab

Zuletzt aktualisiert
04.11.25
Nuclear power agains Luxembourg's politics

Getty Images

Während einer Plenarsitzung in der luxemburgischen Abgeordnetenkammer entbrannte eine hitzige Debatte über die Energiepolitik des Landes. Anlass war eine Anfrage von Joëlle Welfring, Mitglied der Grünen Partei (déi Gréng), die ihre Besorgnis darüber zum Ausdruck brachte, dass die Regierung noch keine klare und kohärente Strategie entwickelt hat, insbesondere vor dem Hintergrund der wachsenden Klimaagenda und der Energieinstabilität in Europa.

Im Mittelpunkt des Streits stand die Haltung Luxemburgs zur Kernenergie. Das Land verfügt zwar nicht über eigene Kernkraftwerke, aber die geografische Nähe zu Frankreich und Belgien, die die Kernenergie aktiv nutzen, macht das Thema hochaktuell. Welfring erinnerte daran, dass die Regierung, einschließlich des Premierministers, vor konkreten Maßnahmen zurückschreckt: "Wenn man fragt, was seit dem Parlamentsbeschluss unternommen wurde, bekommt man die Antwort: 'Es sind Treffen mit den Franzosen und Belgiern geplant'. Beeindruckend!"

Jeff Boonen spricht im Namen der Christlich-Sozialen Volkspartei (CSV). Er bekräftigte, dass die Position der CSV unverändert bleibe: Kernenergie sei wegen des ungelösten Problems der Abfalllagerung und der möglichen katastrophalen Folgen, insbesondere für die luxemburgische Grenze, inakzeptabel. Er rief jedoch zu einem realistischen Ansatz auf: "Es hat keinen Sinn, Entscheidungen auf EU-Ebene anzufechten - sie wurden demokratisch getroffen und von den Gerichten bestätigt. Es ist an der Zeit, sich auf die Zukunft zu konzentrieren, nicht auf symbolische Klagen".

Luc Emering, Abgeordneter der Demokratischen Partei (DP), sprach sich ebenfalls gegen die Kernenergie aus und forderte mehr Investitionen in erneuerbare Energien: Wasserstoff, Biogas und Agrophotovoltaik. Er räumte jedoch ein, dass Europa, wenn es weiterhin in die Kernenergie investiert, dies vor allem in Technologien zur Abfallbehandlung und -lagerung tun wird.

Franz Fayot, sozialdemokratischer Abgeordneter (LSAP), erinnerte daran, dass seine Partei 1977 gegen den Bau des Kernkraftwerks Remerschen gestimmt hatte. Er kritisierte die "neue Mode" der Kernenergie auf EU-Ebene und wies darauf hin, dass ihre Aufnahme in die Liste der "sauberen" Taxonomien das Ergebnis eines politischen Kompromisses sei und dass kleine modulare Reaktoren immer noch eher Science Fiction als eine echte Lösung seien.

Der ADR-Abgeordnete Tom Weidig vertrat einen pragmatischeren Standpunkt und erklärte, die Partei sei energieneutral und befürworte einen unideologischen Ansatz. Er warf den Grünen vor, die Kernenergie zu verteufeln und betonte, dass die Entscheidung über ein mögliches Abfalllager an der belgischen Grenze nicht von Luxemburg abhängen würde.

Energieminister Lex Delles fasste die Debatte zusammen, indem er betonte, dass Gas und Atomkraft keine nachhaltigen Energiequellen seien, und erinnerte die Gegner der Grünen daran, dass sie selbst an der vorherigen Regierung beteiligt waren, aber in dieser Frage nie Fortschritte erzielt haben.

Trotz der einstimmigen Ablehnung der Idee, ein Kernkraftwerk in Luxemburg zu bauen, war das Parlament in seiner Bewertung des Handelns der Regierung und ihrer Haltung zur europäischen Energiewirklichkeit geteilt. Der Hauptkonsens besteht darin, dass die Kernenergie nichts für Luxemburg ist, aber wie man auf die Entscheidungen der EU und seiner Nachbarn reagieren soll, ist noch unklar.

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04.11.25

Fotos aus diesen Quellen: Getty Images

Autoren: Alex Mort