Hotel Grand-Chef: vom einstigen Ruhm zur Enttäuschung

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Das 1851 eröffnete Grand-Chef war einst das Schmuckstück des Badeortes Mondorf-les-Bains und zog Könige, Politiker und große Künstler von Maurice Ravel bis Jean Monnet an. Heute ist es eine leere Hülle: Das Innere ist völlig zerstört, nur die Fassadenmauern sind erhalten. Von der Atmosphäre des raffinierten Luxus des 19. Jahrhunderts ist nichts mehr zu spüren.
Die Verantwortlichen der Stadt, insbesondere Bürgermeister Steve Reckel, sind enttäuscht: Die Gemeinde hat erhebliche Mittel in die Vorbereitung eines Sanierungsprojekts investiert. Statt eines neuen Viertels gibt es nur Ruinen, juristisches Durcheinander und betrogene Aktionäre.
Das Sanierungsprojekt umfasste 90 Wohneinheiten, darunter 17 Wohnungen innerhalb des historischen Gebäudes. Außerdem waren zwei neue Gebäude und ein gemeinsames medizinisches Zentrum geplant. Die soziale Wohnungsbaugesellschaft investierte sogar in eines der Gebäude.
Nach dem plötzlichen Tod des Leiters von Farei Services ging der Bauträger jedoch in Konkurs, und die Gerichtsvollzieher sind nun mit der Fertigstellung des Projekts beauftragt. Die Käufer, die die Verträge vor fünf Jahren abgeschlossen hatten, befinden sich in der Schwebe. Sie organisieren sich in einer Miteigentümergemeinschaft und planen Treffen mit der Bürgschaftsbank, um ihre Rechte zu wahren.
Trotz des lokalen Schutzstatus läuft der Grand-Chef Gefahr, das Schicksal eines anderen Architekturdenkmals zu wiederholen - des Palace Hôtel, in dem Hermann Göring 1945 gefangen gehalten wurde. Das Palace Hôtel wurde abgerissen und durch das Betonhotel Mondorf Parc ersetzt.
Die Stadtverwaltung hat bei Kulturminister Eric Thill eine Petition eingereicht, um den Grand-Chef als nationales Denkmal anerkennen zu lassen, aber bisher gab es noch keine Antwort. Der Vorteil des Hotels - seine Lage direkt am Eingang des berühmten Thermalkomplexes Domaine Thermal - könnte zu einer Synergie zwischen Geschichte, Tourismus und Gesundheitsvorsorge führen.
Obwohl die Gemeinde keine Pläne hat, die Fertigstellung des Baus zu übernehmen, kämpft sie weiter für den Erhalt des Geländes. Die Hoffnung liegt in der juristischen Verteidigung und einem möglichen Interesse des Staates. Ob der Grand-Chef ein zweites Leben haben wird, ist eine offene Frage. Die Behörden sind sich jedoch darüber im Klaren, dass der Verlust eines solchen Kleinods einen unwiderruflichen Verlust eines Teils der luxemburgischen Geschichte bedeutet.