Lydie Polfer stellte sich gegen ihre eigene Partei

Lydie Polfer. Source: vdl.lu. Credit: LaLa La Photo Maison Moderne
In Luxemburg ist ein politischer Skandal ausgebrochen: Die Bürgermeisterin der Hauptstadt, Lydie Polfer, hat sich offen gegen eine Initiative der Regierung und ihrer eigenen Demokratischen Partei (DP) ausgesprochen und behauptet, das Land brauche kein nationales Gebäude- und Wohnungsregister (RNBL) und kein Register für bezahlbaren Wohnraum (RENLA). Diese Projekte, die vom Wohnungsbauministerium unter der Leitung ihres Parteikollegen Claude Meisch vorangetrieben werden, sind Teil der Koalitionsvereinbarung.
Das RNBL-Register soll es ermöglichen, leer stehende Häuser zu identifizieren, die demnächst besteuert werden sollen. Polfer hält diese Idee jedoch für fehlerhaft. Ihrer Meinung nach braucht der Staat zunächst eine klare gesetzliche Definition, was genau als Leerstand gilt. Erst dann können die Städte selbst eine wirksame Steuer einführen. Die nationale Bemessungsgrundlage werde sich dagegen als "Sisyphusarbeit" erweisen: ein bürokratischer Mechanismus, der viele Beamte beschäftige und keinen einzigen neuen Quadratmeter schaffe.
Die Position des Bürgermeisters ist de facto eine Herausforderung für die Regierungskoalition, da die DP für die Wohnungspolitik zuständig ist. Pölfer betont, dass die Priorität nicht in der Berücksichtigung von Leerständen, sondern im Bau von leistbaren Wohnungen liegen sollte.
Dennoch räumt sie ein, dass die Hauptstadt im Falle der Verabschiedung des Gesetzes verpflichtet sein wird, es in gleicher Weise wie alle anderen Gemeinden anzuwenden. Es bleibt die Frage, wie weit Polfer in ihrer Opposition zu gehen bereit ist - wird sie im Parlament gegen das Gesetz stimmen?