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Luxtoday

Die Tragödie in Luxemburg: Mord, Geisteskrankheit und die Frage der Verantwortung

Zuletzt aktualisiert
06.03.25
Knife murder in Luxembourg

Getty Images

Ein luxemburgisches Gericht prüft den Fall von Alberto, einem 47-jährigen paranoiden Schizophrenen, der im Dezember 2022 seine junge Mitbewohnerin Diana brutal ermordet und zerstückelt hat. Er leugnet die Tat nicht, aber seine Wahrnehmung der Realität ist durch seine Krankheit völlig verzerrt: Er behauptet, er habe "Luzifer getötet" und "50.000 Menschen gerettet, indem er sie in den Himmel schickte".

Die Staatsanwaltschaft besteht darauf, dass er unzurechnungsfähig ist, was eine strafrechtliche Verantwortung ausschließt. Der Anwalt der Familie des Opfers, Me Rollinger, argumentiert jedoch gegen einen bedingungslosen Freispruch und weist auf ein wichtiges Detail hin: Alberto hatte einige Tage vor dem Mord seine antipsychotischen Medikamente von sich aus abgesetzt.

Nach Angaben des Verteidigers war sich der Angeklagte stets der Bedeutung von Medikamenten bewusst und hatte zuvor gesagt: "Ich muss meine Medikamente nehmen". Vor dem Mord hatte er sie jedoch mindestens fünf Tage lang nicht mehr eingenommen. Ein solches Verhalten ist für Menschen mit seiner Erkrankung nicht ungewöhnlich - Patienten nehmen ihre Medikamente oft nicht mehr ein, was zu schwerwiegenden Folgen führt.

Es stellt sich die Frage, warum dies nicht überwacht wurde. Alberto lebte in einer speziellen therapeutischen Einrichtung, aus der er jedoch entlassen wurde, ohne dass sein Zustand wirklich überwacht wurde. Der Anwalt von Dianas Familie glaubt, dass es sich um einen systemischen Fehler handelt: "Wir wissen, dass Patienten mit dieser Krankheit dazu neigen, sich der Behandlung zu entziehen. Die Leute, die ihm erlaubten, ohne Überwachung in einer normalen Wohnung zu leben, müssen sich fragen lassen, ob sie wirklich über seine Krankengeschichte und alle möglichen Risiken Bescheid wussten."

In der Rechtsprechung gibt es bereits Präzedenzfälle, in denen Ärzte wegen solcher Fälle strafrechtlich verfolgt wurden. Der Anwalt erinnert daran, dass es in Frankreich Fälle gab, in denen Psychiater des Totschlags für schuldig befunden wurden, weil sie zuließen, dass ein gefährlicher Patient die medizinische Einrichtung unkontrolliert verließ.

Nach Ansicht eines Vertreters von Dianas Familie sollten die Staatsanwälte diesen Aspekt des Falles untersuchen: Hätte Alberto die therapeutische Einrichtung nicht verlassen oder wäre er unter strengerer medizinischer Kontrolle geblieben, wäre der Mord vielleicht nicht geschehen.

Der Prozess wird fortgesetzt. Die Frage der Zurechnungsfähigkeit von Alberto ist nach wie vor entscheidend: Wenn das Gericht den Standpunkt der Staatsanwaltschaft bestätigt, wird er nicht ins Gefängnis, sondern in eine Zwangsbehandlung geschickt. Der Fall könnte sich jedoch noch weiter entwickeln, wenn die Ermittlungen auf mögliche Fahrlässigkeit seitens der medizinischen oder sozialen Dienste abzielen.

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06.03.25

Fotos aus diesen Quellen: Getty Images

Autoren: Alex