Luxemburgs Gefängnisse sind fast halb leer

Luxemburg befindet sich in einer einzigartigen Situation: Während die Gefängnisse in Frankreich, Italien und Zypern unter chronischer Überbelegung leiden, verzeichnet das Großherzogtum mit nur 94 Gefangenen pro 100.000 Einwohner die niedrigste Quote in der Europäischen Union. Zum Vergleich: In Polen sind es 202 und in Frankreich 111.

Diese geringe Kapazität macht sich besonders bemerkbar, seit das neue Zentrum Uerschterhaff in Sanem mit einer Kapazität von 400 Plätzen im Jahr 2022 in Betrieb genommen wurde. Die Gesamtkapazität des luxemburgischen Strafvollzugs liegt nun bei 995 Plätzen, während Anfang 2025 noch 636 Personen inhaftiert waren. Daraus ergibt sich eine Belegungsquote von nur 61 Prozent.

Im Vergleich dazu verzeichnet Zypern einen erschreckenden Wert von 226 Prozent - die Gefängnisse sind mehr als doppelt so überfüllt. Frankreich und Italien befinden sich mit Quoten von 122,9 Prozent bzw. 119,1 Prozent ebenfalls im "roten Bereich". In diesem Zusammenhang erscheint Luxemburg wie eine Ausnahme und sogar, einigen Meinungen zufolge, eine "Komfortzone" für Gesetzesbrecher.

Doch was ist die Ursache für dieses Ungleichgewicht?

Dies lässt sich teilweise durch die Demographie erklären: Luxemburg ist ein kleiner Staat mit rund 680.000 Einwohnern. Nach Ansicht von Beobachtern betrifft das Problem jedoch auch die Kriminalpolitik des Landes. Die lokalen Gerichte greifen häufiger auf alternative Strafen zurück - Bewährung, gemeinnützige Arbeit und Bewährungsüberwachung.

Dieser Ansatz steht im Gegensatz zur repressiven Politik vieler EU-Länder und trägt dazu bei, die Gefängniskosten zu senken und die Menschen kostengünstiger in die Gesellschaft zu reintegrieren. Kritiker sind jedoch der Meinung, dass eine solch nachsichtige Politik als Signal der Straffreiheit interpretiert werden könnte - insbesondere für ausländische Straftäter.

Während die Debatte weitergeht, bleibt die Realität dieselbe: Die luxemburgischen Gefängnisse sind halbleer - und das ist der Neid derjenigen, die auf der anderen Seite der Grenze mit einer Gefängniskrise konfrontiert sind.