Unbemannte Taxis, Mondregolith und Cyberschilde: Wie sich Luxemburg auf die Zukunft vorbereitet
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Der luxemburgische Wirtschaftsminister Lex Delles hat in einem ausführlichen Interview die Entwicklungsvektoren skizziert, die das Land zum europäischen Epizentrum für technologische Durchbrüche machen sollen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem autonomen Verkehr, der Gesundheitstechnologie, der Verteidigung und der Raumfahrt.
Seit Anfang Juni hat das Unternehmen Pony.ai die offizielle Genehmigung erhalten, autonome Autos in der Gemeinde Lenningen zu testen. Die Autos sind bereits mit einem Beobachter am Steuer unterwegs. Das Ziel ist es, bis 2028 das erste Land in Europa zu werden, in dem echte unbemannte Taxis auf den Straßen fahren. Der Anfang ist gemacht - die Gesetzgebung, insbesondere im Bereich der Haftung und Versicherung, muss noch angepasst werden.
Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit Emile Weber realisiert, und laut Delles sind Logistikdrohnen der nächste Schritt. "Wir wollen die Drehscheibe für autonome Lösungen in Europa sein", betont der Minister.
Die Medizin bleibt der zweitwichtigste Sektor. Obwohl die Medizintechnik nicht so stark vertreten ist wie autonome Autos, nimmt ihre Bedeutung zu. Im Jahr 2020 gibt es 136 aktive Unternehmen, von denen die Hälfte weniger als zehn Jahre alt ist. Rund um das House of BioHealth und das künftige Südspidol in Esch träumen die Behörden von der Schaffung eines "Health Valley" - eines Clusters, in dem sich Labors, Start-ups und Forschungsinstitute ansiedeln sollen. Der Zeitplan hängt jedoch von der Fertigstellung des Krankenhauses ab, die nicht vor 2032-2033 erwartet wird.
Der nationale Verteidigungshaushalt wird bereits in diesem Jahr 1,18 Milliarden Euro übersteigen, und Luxemburg will nicht nur ein Geber sein. Ziel ist es, lokale Unternehmen einzubinden, insbesondere solche mit Dual-Use-Produkten.
Nach Angaben von Luxinnovation stellen 120 Unternehmen im Lande Güter her, die potenziell in der Verteidigung eingesetzt werden können. Es wird erwogen, die Produktion von Verteidigungsgütern in Luxemburg anzusiedeln, einschließlich potenzieller Rüstungsgüter, eine Frage, die unter rechtlichen Gesichtspunkten geprüft wird. "Wir wollen Teil der europäischen Lieferkette sein", unterstreicht Delles.
Die vor 40 Jahren eingeleitete Raumfahrtstrategie des Großherzogtums tritt in eine neue Phase ein. Im Jahr 2024 waren 81 Raumfahrtunternehmen in Luxemburg tätig, und der Gesamtumsatz des Sektors stieg um 35 % auf 109 Millionen Euro, bei einem Beschäftigungswachstum von 29 %.
Der erste luxemburgische Mondrover soll diese Woche landen und Regolith - Staub von der Mondoberfläche - sammeln. Er wird an die NASA verkauft, was die Frage aufwirft: Wer ist sein rechtmäßiger Eigentümer? Hier kommt ein einzigartiges Gesetz aus dem Jahr 2017 ins Spiel, das in Luxemburg registrierten Unternehmen das Eigentum an den außerhalb der Erde gewonnenen Ressourcen überträgt.
"Für manche Leute ist das noch Science Fiction. Aber irgendwo muss man ja anfangen", resümiert der Minister philosophisch.
Autonomer Verkehr, digitale Gesundheit, Verteidigung, Raumfahrt - all das ist Teil einer großen Strategie, in deren Mittelpunkt Digitalisierung und Nachhaltigkeit stehen. Luxemburg baut nicht nur eine Wirtschaft der Zukunft auf, sondern auch eine Plattform, auf der Technologien getestet werden können, bevor sie zu einem globalen Standard werden. Das sind keine Ambitionen auf dem Papier, sondern Schritte, die bereits auf der Straße und in den Labors des Landes unternommen werden.
