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Wie Luxemburg die digitale Architektur des Staates umgestaltet

Zuletzt aktualisiert
16.04.25
Digital services in Luxembourg, Intrernet

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In einem Interview mit Échos des entreprises erläutert die Ministerin für Digitalisierung, Stéphanie Obertin, die ehrgeizigen Pläne Luxemburgs zur Schaffung eines neuen digitalen Modells für die Interaktion zwischen Unternehmen und Behörden. Im Mittelpunkt dieses Wandels steht der Gesetzentwurf 8395, der das Once-Only-Prinzip festschreibt, wonach Unternehmen dem Staat Informationen nur einmal und nicht jedes Mal, wenn sie angefordert werden, zur Verfügung stellen.

Gleichzeitig wird auf der Plattform MyGuichet.lu ein zertifizierter professioneller Raum geschaffen, der die Grundlage für die digitale Identifizierung von Unternehmen im Rahmen der EU-weiten eIDAS-Verordnung bilden wird. Dies wird es den Unternehmen ermöglichen, die EUDI-Wallet zu nutzen, eine elektronische Geldbörse, die den Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen in der gesamten EU zu gleichen Bedingungen ermöglicht. Sie erfordert jedoch eine zuverlässige Datenspeicherung, die derzeit vom CTIE (Centre for State Information Technology) aufgebaut wird.

KI als Beschleuniger, aber nicht als Ersatz

Obertin unterstreicht, dass künstliche Intelligenz nicht nur wünschenswert, sondern für die nächste Stufe der Digitalisierung unerlässlich ist. Ihre Anwendung wird mit der intelligenten Informationsbeschaffung beginnen, die besonders für Unternehmer nützlich ist, die mit bürokratischen Labyrinthen konfrontiert sind. KI wird dann dazu beitragen, die Verarbeitung von Dokumenten zu automatisieren, von der Klassifizierung bis zur Datenextraktion, etwa bei Steuererklärungen.

In einem ausgereifteren Stadium wird die Technologie in der Lage sein, die Entscheidungsfindung zu unterstützen, zum Beispiel bei der Auswahl von Subventionsanträgen, ohne den Menschen zu ersetzen, sondern fundierte Empfehlungen zu geben. All dies erfordert eine klare ethische Kontrolle, Transparenz der Algorithmen und den Schutz personenbezogener Daten - Grundsätze, von denen Luxemburg nicht abrücken wird.

Die zweite Säule des Gesetzes 8395 ist die Weiterverwendung von Daten des öffentlichen Sektors durch private Unternehmen, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen. Dies steht im Zusammenhang mit der Umsetzung des Data Governance Act und soll die Entwicklung der Datenwirtschaft beschleunigen.

Für die Kontrolle und Genehmigung des Zugriffs wird ein zentrales Datengenehmigungssystem eingerichtet, für das der staatliche Datenschutzbeauftragte zuständig ist. Seine Aufgabe wird es sein, die Anfragen zu bearbeiten und die Rechte der Bürger zu schützen. Um Vertrauen zu schaffen, wird die CTIE in der Lage sein, externe Vertrauenspersonen einzubeziehen. Die Plattform stützt sich auch auf den nationalen Datenservice Luxemburgs, der die Prozesse technisch unterstützen wird.

Innovation wird hier als Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen staatlichen Stellen und privaten Unternehmen gesehen, wobei Daten der Treibstoff für Lösungen in den Bereichen KI, Logistik, Urbanisierung und Gesundheitswesen sind.

Drei nationale Strategien: Daten, KI, Quanten

Auf der März-Sitzung des Hohen Ausschusses für die digitale Transformation wurden drei nationale Strategien vorgestellt - zu KI, Quantentechnologien und Daten. Ihre Umsetzung wird von gleich vier Strukturen koordiniert: vom Wirtschaftsministerium bis zur Abteilung für Digitalisierung. Alle Dokumente befinden sich in der Endphase und werden dem Regierungsrat bis Mitte 2025 vorgelegt.

An der Diskussion beteiligen sich nicht nur Beamte, sondern auch Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft, was wichtig ist, um eine querschnittsorientierte, nicht isolierte Politik zu schaffen.

Martine Reicherts, Präsidentin der Stiftung für Nationale Forschung (FNR), hat bereits betont, dass das Land ohne die Überwindung der organisatorischen Barrieren zwischen Wissenschaft, Regierung und Wirtschaft nicht vorankommen kann. Stephanie Obertin pflichtet ihr bei: Die Koordination ist notwendig, damit die Forschung zur Innovation werden kann.

Zu diesem Zweck wurde die Strategiegruppe für Technologietransfer (TTSG) eingerichtet, eine Arbeitsgruppe, in der das Wirtschaftsministerium, das Bildungsministerium, Luxinnovation und öffentliche Forschungsinstitute vertreten sind. Die Gruppe entwickelt Maßnahmen zur Verbesserung des Technologietransfers und zur Schaffung von wissenschaftlichen Spin-offs.

Es gibt bereits konkrete Beispiele: 2022 wurde ein gemeinsamer Wettbewerb im Verteidigungssektor gestartet - von den 13 Projekten werden die meisten in Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und staatlichen Forschern durchgeführt. Im Jahr 2024 wird das Format erweitert: Die Unterstützung konzentriert sich nun auf intelligente Mobilität und Klimaresilienz.

Der Staat reformiert die Mechanismen der Forschungsförderung und stärkt das System der Zuschüsse und gemeinsamen Projekte. Der Schwerpunkt liegt auf multilateralen Konsortien, in denen eine Universität, ein Start-up und eine staatliche Behörde an ein und demselben Antrag teilnehmen können. Der wichtigste Akteur in diesem Bereich ist nach wie vor die Stiftung für nationale Forschung (FNR), deren Prioritäten je nach technologischer Entwicklung aktualisiert werden.

Die öffentlichen Forschungseinrichtungen müssen ihre Strategien anpassen, um der Politik der wirtschaftlichen Diversifizierung gerecht zu werden. Dazu gehört die regelmäßige Überprüfung von Richtungen, insbesondere in Bereichen, in denen Luxemburg führend sein kann - vom Quantencomputing bis zum souveränen Datenmanagement.

Eines der Haupthindernisse sind nach wie vor die uneinheitlichen Vorschriften zum geistigen Eigentum (IP). Um den Prozess für Unternehmen und Forscher verständlich zu machen, plant die Regierung eine Vereinheitlichung der Ansätze - sowohl beim Urheberrecht als auch bei der Verteilung der Gewinne aus Lizenzen und Patenten. Damit wird klar, wem das Ergebnis gehört und wie es veräußert werden kann.

Die TTSG ist auch für die Beseitigung dieser Hindernisse zuständig. Es geht nicht nur darum, die Zahl der Patente zu erhöhen, sondern auch darum, Ideen in funktionierende Unternehmen umzuwandeln, auch durch die Unterstützung von Risikokapitalfinanzierung. Wie Obertin anmerkt, "ist der Erfinder nicht immer der beste Unternehmer" - manchmal erfordert die Kommerzialisierung ein Team außerhalb, nicht nur innerhalb des Labors.

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16.04.25

Fotos aus diesen Quellen: Planet Volumes

Autoren: Alex